Silvesterlauf-Gesichter (4): Simone Ries-Lentz
So richtig kann Simone Ries-Lentz noch immer nicht glauben, dass sie in der Reihe der Silvesterlauf-Gesichter vorgestellt werden soll. „Ich bin ja nur die Frau vom Eggi“, sagt sie. So als sei ihre Arbeit gar nicht so wichtig; „ich bin sowieso lieber zweite, dritte Reihe, ich bin nicht gern im Vordergrund“, sagt die Luxemburgerin, ein „Staater Mädchen“, wie man im Großherzogtum zu den Ureinwohnerinnen der Hauptstadt sagt.
Doch wenn die 70-Jährige erst einmal ins Erzählen kommt, von der gemeinsamen Zeit mit „Eggi“, von der sie verbindenden Leidenschaft für den Laufsport, dann wird einem bewusst, wie unglaublich viel Leidenschaft und Fleiß die beiden zugunsten des Ehrenamts investiert haben. Ihr Mann Egbert Ries, den alle nur als „den Eggi“ kannten, war eine bedeutende Persönlichkeit im Laufsport der Großregion. Der Langsurer gründete 1992 zusammen mit Freunden der LG Langsur den grenzüberschreitenden DEULUX-Lauf.
Es war mit viel Arbeit verbunden, das immer größere und bedeutendere Event alljährlich auf die Beine zu stellen. „Ich war das Backoffice: Mach mal dies, mach mal das“, erinnert sich Simone Ries-Lentz. Später, als Ries sich von seinem „Baby“, dem DEULUX-Lauf, zurückgezogen hatte, sprach der frühere Trierer Oberbürgermeister Helmut Schröer ihn an, ob er sich nicht auch vorstellen könne, beim Silvesterlauf mitzumachen. Das lockte den Langsurer – und er wurde zu einem der zentralen Ehrenamtlichen. „Über viele Jahre war ‚unser Eggi‘ eine prägende Figur für die Veranstaltung und im Vereinsvorstand“, so heißt es in einer Würdigung des Vereins.
Eggi war es auch, der seine Frau für den Sport begeisterte: „Er hat mich ans Laufen bekommen. Ich war ja ziemlich faul…“, erinnert sie sich zurück und muss lachen. Es ist diese gemeinsam erlebte Zeit, die ihr niemand nehmen kann – und die ihr umso mehr bedeutet, seit ihr Mann am 27. Dezember 2018 mit 67 Jahren starb. Seitdem hat der Silvesterlauf eine noch persönlichere Ebene für Simone Ries-Lentz bekommen: „Jetzt sind es die Erinnerungen an meinen Mann. Die ganzen Jahre, wo wir alles immer zusammen gemacht haben…“
Simone Ries-Lentz lächelt viel, wenn sie erzählt, und sie lacht gern. Die Lebensfreude hat sie sich nicht nehmen lassen. Und sie engagiert sich nach wie vor: „Ich kümmere mich weiter um die brasilianischen Samba-Tänzerinnen, zu denen halte ich den Kontakt, und bin später im Zieleinlauf.“ Ob Kinderleichtathletik-Sportfest, Frauenlauf oder Flutlichtmeeting, ob bei der Startnummernausgabe oder am Bewirtungsstand – irgendwo packt Simone immer mit an. Jüngst am 8. Mai beim Firmenlauf-Jubiläum übernahm sie die Rolle eines Streckenpostens.
2006 finishte Simone Ries-Lentz ihren letzten von insgesamt 16 Marathons; es war der erste in ihrer Heimatstadt Luxemburg. Danach machte ihr die Hüfte zusehends Probleme, weshalb sie heute nicht mehr aktiv läuft. Stattdessen genießt sie ihre Freiheit als Rentnerin; „ich lasse es mir gut gehen, mache viel im Garten, und ich fahre auch viel Rad – aber seit drei, vier Jahren elektrisch.“
Anmerkung: Das Porträt von Simone Ries-Lentz ist Teil der Serie „Gesichter des Silvesterlauf-Vereins“, die jeweils montags auf dieser Homepage fortgesetzt wird. Geschrieben von Michael Merten und fotografiert von Daniel Prediger. Bisher erschienen sind:
Silvesterlauf-Gesichter: Michael Merten