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Silvesterlauf-Gesichter (3): Annette Ritter

Annette Ritter ist keine Frau, die mit ihren Erfolgen hausieren geht. Zwar erwähnt die gebürtige Hunsrückerin im persönlichen Gespräch, dass sie eine ehemalige Leistungssportlerin ist, die vom Langsprint kommt und deren Paradedisziplin die 400 Meter waren. Doch erst auf Nachfrage erwähnt die 56-Jährige, dass sie mehrfache Rheinland- und Rheinland-Pfalz-Meisterin sowie westdeutsche Titelträgerin über 400 Meter war. Ihre Bestzeit (54,07 Sekunden) lief sie in ihrem erfolgreichsten Jahr 2003.

1991, in dem Jahr, als sie nach Trier zog, machte Annette Ritter eine Sportlehrer-Ausbildung. Anfang 1992 organisierte die Sportakademie einen Skikurs in Obertauern, an dem sie teilnahm. Als Gast der Akademie war auch Christoph Güntzer mit dabei, der zusammen mit Berthold Mertes 1990 den Trierer Silvesterlauf begründet hatte. Die 56-Jährige muss schmunzeln, wenn sie an diesen Urlaub zurückdenkt: „Ich bin dann natürlich als Sprinterin mit den Skiern an ihm vorbei gefahren. Das hat ihm imponiert. Und ja, da haben wir uns dann kennengelernt…“

Die beiden Sportler kamen zusammen, heirateten, gründeten eine Familie. Ihre Kinder Philine und Demian sind heute 14 und 16 Jahre alt. Auch mit Kindern engagierte sich das Paar stark für das Ehrenamt. „Unsere Garage war im Grunde das Lager vom Silvesterlauf, bei uns zu Hause war die Geschäftsstelle“, erinnert sich Annette Ritter. Es war eine gute Zeit. Doch leider traf ein Schicksalsschlag die Familie – und erschütterte den ganzen Verein.

Christoph Güntzer, damals Vorstandssprecher des Vereins, starb am 18. Mai 2017. Wie sehr er seinem Hobby verbunden war, zeigt das Foto, das auf der Todesanzeige abgedruckt war: Es zeigt ihn in Sportkleidung bei einem Silvesterlauf. „Leise, aber prägend für den Laufsport“, so charakterisierte die Lokalzeitung den Verstorbenen.

Annette Ritter, die als Studiendirektorin an einer berufsbildenden Schule tätig ist, hielt ihrem Verein weiter die Treue. Es ist Teil des Vermächtnisses ihres Mannes; „das war immer seine große Leidenschaft“, sagt sie. Doch es ist weit mehr als die Pflege eines Erbes: „Da haben sich ganz enge Freundschaften gebildet“, sagt die Sportlerin.

Ihre Lieblingsaufgabe ist das „Kinder fangen“, wie sie ihre Tätigkeit beim Silvesterlauf nennt: „Ich nehme im Ziel die ersten drei Kinder entgegen, schaue, dass sie mir nicht weglaufen und stattdessen zur Siegerehrung mitkommen.“ Heute sei das eine einfache Aufgabe, weil die Bambini und die älteren Mädchen und Jungen getrennt starten. „Früher waren das gemischte Läufe und da musste ich immer gucken, dass ich die ersten drei Jungs und ersten drei Mädchen erwische“, erinnert sich Annette Ritter und muss lachen: „Das war schon ein bisschen lustig.“ Auch ihre eigenen Kinder sind mit dem Großevent aufgewachsen. „Sie sagen heute noch: Der Silvesterlauf ist für uns Familie.“

Anmerkung: Das Porträt von Annette Ritter ist Teil der Serie „Gesichter des Silvesterlauf-Vereins“, die jeweils montags auf dieser Homepage fortgesetzt wird. Geschrieben von Michael Merten und fotografiert von Daniel Prediger. Bisher erschienen sind:

Silvesterlauf-Gesichter: Michael Merten

Silvesterlauf-Gesichter (2): Claus Sporer

Meeting am Marktkreuz: Annette Ritter im Gespräch mit Michael Merten.