Wahnsinn: Samu läuft deutschen Rekord
Samuel Fitwi liefert Maßarbeit auf allerhöchstem Niveau: Um zwei Sekunden hat der 28-Jährige vom Verein Silvesterlauf Trier den deutschen Rekord im Marathonlauf verbessert. Nach 2:04:56 Stunden für die 42,195 Kilometer erreichte der Olympia-15. von Paris am 1. Dezember in Valencia als Neunter eines Weltklassefeldes das Ziel und unterbot damit hauchdünn die bisherige nationale Bestmarke von Amanal Petros. Petros, der nur zwei Tage zuvor als Deutschlands Läufer des Jahres in Hannover geehrt worden war, hatte Samu am Vortag des Rennens per Videonachricht motiviert und für den Fall des neuen Rekordes ein Geschenk versprochen. Was für ein Geschenk das sein wird, verriet Petros noch nicht.
Weniger als eine Minute nach Samuel passierte Richard Ringer in Valencia den Zielstrich. Der 35 Jahre alte Marathon-Europameister vom LC Rehlingen verbesserte seinen Hausrekord um mehr als eine Minute auf 2:05:46 Minuten – das bedeutet Rang drei der ewigen deutschen Bestenliste hinter Fitwi und Petros.
Beim 35. Bitburger 0,0%-Silvesterlauf kommt es am 31. Dezember vor Trierer Publkum auf dem Hauptmarkt zum erneuten Showdown der beiden Helden von Valencia. Dann über die vergleichsweise kurze Distanz von 5 Kilometern. Dann wird auch Nils Voigt ein gewichtiges Wort um den Sieg mitsprechen. Deutschlands schnellstem 10.000-Meter-Läufer der Gegenwart gelang in Valencia ein starkes Marathondebüt in 2:10:34 Stunden. Und im Spurt hat der 27-Jährige eher Vorteile.
“Mein Dank gilt allen, die mich unterstützen”, sagte Samuel wenige Stunden nach dem Rennen gewohnt bescheiden mit strahlender Miene und meinte damit unter anderem seinen Heimatverein Silvesterlauf Trier und die Unterstützer der KSK Vulkaneifel, aber nicht zuletzt seinen Trainer Yannk Duppich, den äthiopischen Coach Tessema Abshero sowie Manager Jörg Ullmann. “Das war das beste Rennen, das ich bekommen konnte und freue mich auf alles, was noch kommt.” In der näheren Zukunft, genauer gesagt 30 Tagen später, liegt sein Heimrennen durch die Trierer City.
Der Rennverlauf: Konstanter geht nicht
Nach der 35-Kilometer-Marke war für Samu die Rekordmarke in Reichweite, aber noch längst nicht gesichert. Mit einem schnellen letzten Kilometer – Trainer Duppich stand bei der 41-Kilometer-Marke und gab seinem Schützling dort den vielleicht entscheidenden Motivationskick – gelang Samuel Fitwi die Punktlandung. Auf dem blauen Teppich vor dem Ziel setzte er zu einem klassischen Bahn-Endspurt an, blickte immer wieder auf die große Uhr über dem Ziel, riss nach 2:04:56 Stunden die Arme in die Höhe und stieß einen Freudenschrei aus.
Damit war Samuel Fitwi zwei Sekunden schneller als Amanal Petros 2023 in Berlin und anderthalb Minuten schneller als jemals zuvor. Für ihn ist es der erste Deutsche Rekord (vorbehaltlich Ratifizierung) seiner außergewöhnlichen Karriere. Nur sieben Europäer waren bis heute schneller als er, rechnet das Fachportal leichtathletik.de vor. „Ich freue mich riesig für dich“, schrieb der entthronte Rekordhalter Amanal Petros bei Instagram. Das SWR-Fernsehen hatte kürzlich eine sehenswerte Dokumentation über den Trierer, der 2015 vom Krieg in Eritrea flüchtete und nach Deutschland kam, produziert. Das Video ist hier abrufbar.
Schon die ersten Zwischenzeiten zeigten, dass Samuel Fitwi in Valencia eine Jagd auf den Deutschen Rekord startete. Kilometer 10 passierte er in der zweiten Gruppe laufend in 29:31 Minuten, die Halbmarathon-Marke erreichte er nach 62:12 Minuten. In der Folge verlor er einige Sekunden und bei Kilometer 35 lag er mit 1:43:46 Stunden ganz knapp außerhalb der nationalen Bestzeit. „Ich hatte meine Uhr immer im Blick und bei Kilometer 39 wusste ich, es sind noch rund zehn Minuten zu rennen – ich sah, dass der Rekord erreichbar war“, sagte Samuel Fitwi, der die wenigen fehlenden Sekunden dank seiner starken Schluss-Offensive noch aufholte. Insgesamter konstanter als Samu kann man, gemessen an seinen 5-km-Splits von Valencia, keinen Marathon laufen: Ziemlich exakt in 2:57 Minuten pro Kilometer.
Marathon-Debütant Sebastian Sawe aus Kenia triumphierte in 2:02:05 Stunden. Der Halbmarathon-Weltmeister absolvierte erstmals die doppelte Distanz. Nach der Unwetter-Katastrophe in der Region Valencia war lange Zeit fraglich gewesen, ob das wie üblich stark besetzte Rennen stattfinden kann.