Triers Olympia-Gesichter (3): Gesa Krause
Es ist phänomenal, wie Gesa Krause die Karriere als Weltklasseläuferin mit ihrer Rolle als gewissenhafte Mutter unter einen Hut bringt. Deutschlands schnellste Mama hat ihre Geschichte seit der Geburt von Lola am 30. April 2023 bestimmt tausend Mal erzählt. Geschrieben steht sie in zahlreichen Medien, erzählt in mehreren Fernsehreportagen. „Es war immer schon mein Wunsch, Spitzensportlerin und Mutter zu sein“, sagt die Ausnahmeathletin, die seit 2017 ihre sportliche Heimat im Verein Silvesterlauf Trier hat.
In ihren Instagram-Posts hat Gesa die Fans auf dem Laufenden gehalten. Über ihre Mutterfreuden, auch während der Trainingslagerreisen mit Lola. Über ihr Training vor der Geburt, und wie sie sich danach auf die lange Reise in Richtung Olympia-Fitness begeben hat. „Ich gehe im Mutterdasein total auf. Es gibt jeden Tag so viele Momente, in denen mir die Kleine ein Lächeln ins Gesicht zaubert“, erzählt Krause in einem gerade erschienenen WELT-Interview. „Ein kleines Kind aufwachsen zu sehen, zu erleben, wie es lernt und sich entwickelt – das ist eine spannende, tolle Zeit. Mich motiviert diese neue Situation auch beim Training. Ja, manche Tage sind kompliziert und schwierig, und manchmal wissen mein Lebensgefährte und ich nicht, wo uns der Kopf steht. Aber wir kriegen es hin, und am Ende macht es enorm viel Spaß.“
Inzwischen rennt die knapp 15 Monate alte Lola längst. Und die 31 Jahre junge Frau Mama beschleunigt gerade auf der Zielgeraden ihrer Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Paris. Sie tut das für die letzten Wochen in der Höhenlage von Potchefstrom/Südafrika, wo sie sich auch schon erfolgreich auf die WM 2019 in Doha einstimmte. Dort lief Gesa vor fünf Jahren als WM-Dritte in 9:03,30 Minuten deutschen Rekord über ihre Spezialdistanz 3000 Meter Hindernis. Zweimal Bronze hat sie bei Welttitelkämpfen (2015 und 2019) geholt, zweimal wurde sie Europameisterin (2016 und 2018), gewann in diesem Jahr EM-Silber bei ihrem internationalen Meisterschafts-Comeback. Der Traum von der Olympiamedaille ist nach den Plätzen sieben (2012), sechs (2016) und fünf (2021) ungebrochen. Egal, wie schwer es wird. Träumen ist erlaubt. Gesa hat schon viele Träume wahr gemacht, mit Rückschlägen umgehen gelernt. Hindernisse sind für sie dazu da, überwunden zu werden.
In Trier werden Anfang August (Vorlauf 4. August; Olympia-Finale 6. August um 21.10 Uhr) besonders viele Sportanhänger mit der Frau fiebern, die im achten Jahr für den Silvesterlauf-Klub startet und in dieser Zeit neun deutsche Meistertitel im Trierer Vereinsdress feierte; insgesamt sind es zwölf in ihrer Karriere. Mit 15 Jahren war sie erstmals beim legendären Silvesterlauf in der ältesten Stadt Deutschlands angetreten, und seit 2017 ist der Silvesterlauf-Verein die sportliche Heimat der Weltreisenden. Einen Großteil des Jahres verbringt Gesa Krause in Trainingslagern und auf Wettkampfreisen. Im hessischen Dillenburg, wo sie im Drei-Ländereck NRW – Hessen – Rheinland-Pfalz aufwuchs, hat sie ein Haus gebaut. Ihr Refugium. Ganz in der Nähe ihrer Eltern.
„Eigentlich ist das eingespielte Team um Hindernisläuferin Gesa Krause nur um eine sehr kleine Person gewachsen. Doch seit der Geburt ihrer Tochter Lola gilt eine neue Zeitrechnung“, schreibt Autor Ronald Reng im Magazin „Paris.24“ und schildert Gesas gelungenen Weg zurück in die Weltspitze: „Eine riesige Herausforderung und ein noch größeres Glück“. Die Herausforderung meistert Gesa mit Unterstützung ihres Partners Robert Blumentritt sowie den Eltern und Schwiegereltern bislang glänzend. Auch Trainer Wolfgang Heinig ist während eines Trainingslagers schon mal eine Stunde mit Lola im Kinderwagen unterwegs. „Das geht mal ausnahmsweise, das macht Wolfgang auch gerne“, sagt sie. „Ich möchte aber nicht, dass mein Trainer jetzt mein Babysitter wird.“ Deshalb, so Krause: „Es braucht eine extreme Organisation. Und manchmal geht es sehr durcheinander.“
Als Trainingsgespann haben zuletzt die knapp zehn Jahre jüngere Olivia Gürth und Gesa Krause gegenseitig voneinander profitiert. Bei zahlreichen gemeinsamen Tempo- und Dauerläufen. Im Training sind sie Kolleginnen, im Wettkampf Konkurrentinnen. Überraschend zog bei den deutschen Meisterschaften die Newcomerin an Gesa Krause vorbei. „Ich habe natürlich durch unser gemeinsames Training gewusst, wie gut sie drauf ist und freue mich für sie“, sagte Gesa, um mit Blick nach vorne zu ergänzen: „In Paris möchte ich alles aus mir raushauen, was möglich ist.“
OLYMPIA – 3000 Meter Hindernis der Frauen:
Sonntag, 4. August, 10.05 Uhr: Vorläufe
Dienstag, 6. August, 21.10 Uhr: Finale
Zum Nachlesen die komplette Serie Triers Olympia-Gesichter:
Silvesterlauf Trier, deutsche Nummer eins
Triers Olympia-Gesichter (1): Samuel Fitwi
Triers Olympia-Gesichter (2): Olivia Gürth
Triers Olympia-Gesichter (3): Gesa Krause