Trier gibt Gesa Rückenwind

Bei ihrer siebten WM zum siebten Mal ins Finale zu kommen, das wäre schon was für Gesa Krause. Nicht nur für sie. Es ist einzigartig. Das schaffte nämlich bei weitem noch niemand aus der deutschen Leichtathletik. “Mein Optimismus ist kurz vor der Abreise zu den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Tokio sprunghaft gestiegen”, schreibt die Ausnahmeathletin vom Verein Silvesterlauf Trier in ihrer Kolumne, die in dieser Woche im Fachmagazin LÄUFT erscheint. “Die gelungene Generalprobe mit der persönlichen Bestzeit über 1500 Meter in Trier Anfang September gibt mir großen Auftrieb”, so die zweimalige WM-Dritte (2015 und 2019) sowie zweimalige Europameisterin (2016 und 2018) im 3000-Meter-Hindernislauf. 2024 holte sie in Rom EM-Silber und erreichte in Paris zum vierten Mal seit 2012 den Endlauf bei Olympischen Spielen (beste Platzierung 2021 in Tokio als Fünfte).
Gesa lässt in der Kolumne die letzten Monate Revue passieren: “Es war eine schwierige Sommersaison, nachdem ich im Mai mit sehr großen Erwartungen zum Auftakt der Diamond League nach Oslo gereist bin. Ich war sehr fit und wollte das dort zeigen. Aufgrund des Sturzes erlitt ich eine Rippenfraktur, was erst Untersuchungen nach meinem folgenden Rennen in Paris ergaben. Denn auch das war nicht so gelaufen, wie ich es erhofft hatte.”
Trotz allem ist sie im Nachhinein froh, in Paris gestartet zu sein, weil sie so frühzeitig die notwendige Voraussetzung für die WM-Nominierung erfüllt hatte. Damit war immerhin diese Hürde aus dem Weg. Die Rippenfraktur von Oslo war sehr unangenehm, aber vor allem ein Auslöser für Folgeprobleme: “Wegen der Schonhaltung habe ich mich von einem Problem ins nächste geritten”, beschreibt sie ihren Leidensweg. Achillessehnenbeschwerden nach Paris, mehrere Wirbel „draußen“, das Gefühl, “dass mein ganzer Körper nicht mehr so funktioniert, wie ich das will”.
Am nächsten geplanten Wettkampf in Eugene habe sie festgehalten, “weil ich zeigen wollte, was in mir steckt. Dort habe ich mich dann erkältet, musste aussteigen, im Nachgang bremste mich eine kleine Zerrung. Das war am Ende des Tages das Zeichen, dass mein Körper noch nicht wieder bereit war, Wettkämpfe zu absolvieren. Zwangsläufig entschloss ich mich, neu aufzubauen, meine Energie zu bündeln und die WM optimal vorzubereiten”. Deshalb verzichtete Gesa auf die Deutschen Meisterschaften, lief nicht beim Istaf. “Es war keine leichte Entscheidung, das zu akzeptieren und wieder positive Energie zu schöpfen”, sagt sie: “Vielleicht ist es ein guter Rat für alle Läuferinnen und Läufer: Haltet nie krampfhaft an Zielen fest. Manchmal macht es mehr Sinn, sich von Plänen zu verabschieden und über einen Horizont hinauszuschauen.”
Sie kämpfte sich zurück. “Ich war dann drei Wochen in St. Moritz, konnte dort sehr gut trainieren, machte in Zürich erstmals einen Job als Pacemaker, um nochmal in einem Rennen über Hindernisse zu laufen. Das hat mir ein gutes Gefühl gegeben. Mein Heimrennen in Trier am 2. September hatte nun für mich eine neue, sehr große Bedeutung, unabhängig davon, dass ich gerne meinen Verein repräsentiere und sehr gerne dort am Start bin: Es war das einzige Resultat, das ich vor der WM auf die Bahn bringen konnte, um etwas in der Hand zu haben.” Aufgrund der Vorgeschichte war sie zwangsläufig verunsichert. “Ich bin aber sehr unbefangen und positiv im Moselstadion an die Startlinie gegangen”, schreibt sie. “Umso glücklicher macht mich, dass die Generalprobe geglückt ist und sogar mit der Ortsmarke Trier eine neue Bestzeit über 1500 Meter für mich steht: 4:04,91 Minuten. Diesen Aufwind nehme ich mit in Richtung Tokio. Das große Ziel: mein siebtes WM-Finale. Dann werden die Karten neu gemischt und wir sehen weiter.”
Gesa bei der WM in Tokio
Am kommenden Montag (9.15 Uhr Ortszeit/2.15 Uhr MESZ) stehen zu in Deutschland nachtschlafender Zeit die Vorläufe über 3000 Meter Hindernis auf dem Programm. Das WM-Finale wird am kommenden Mittwoch (17.9.) um 14.57 Uhr deutscher Zeit. Zu sehen sind die Rennen im Livestream der ARD / sportschau.de
Bilderbogen: Gesas Auftritt beim 24. Volksbank Trier Eifel-Flutlichtmeeting















