Silvesterlauf in der Jugendstrafanstalt
Schon zum dritten Mal in Folge wurde am 31. Dezember 2022 auf dem Werkhof der Jugendstrafanstalt Wittlich ein Silvesterlauf ausgetragen. Insgesamt ganze 65 Mal musste der enge Parcours von nur 123 Meter Länge durchlaufen werden, um auf die Distanz von 8 Kilometern zu kommen, wie beim „Original“ durch die Trierer Innenstadt.
Seit 2020 unterstützen der Silvesterlauf Trier e.V., Sportnahrung Engel und Edeka Fau das Sportteam der JSA Wittlich bei dieser besonderen Veranstaltung. Am letzten Tag des Jahres trotz Mauern und Stacheldraht etwas Laufflair für und mit den jugendlichen Inhaftierten entstehen zu lassen, ist das Ziel. Statt Sambatrommeln beschallt eine große Box das überschaubare Gelände, nur vor den Augen des Anstaltsleiters Jürgen Thum und ohne weitere Zuschauer drehen die Jugendlichen ihre Runden.
Dass auch ohne großes Publikum eine tolle Stimmung und großer sportlicher Einsatz aufkommen, unterstreicht für Diplomsportlehrer Ralf Klimperle und sein Team die herausragende Bedeutung dieser Aktion. Mit 40 Aktiven, aufgeteilt in zwei Läufe, wurde dieses Mal ein neuer Teilnehmerrekord aufgestellt. Für den Vollzugsbeamten Jürgen Thul, der bereits 22 Jahre im Sport der JSA tätig ist, war dies im Vorfeld der Veranstaltung so nicht vorhersehbar. Denn in der JSA Wittlich stand das Jahr 2022 im Zeichen der Veränderung. Die Zuständigkeit der JSA Wittlich wurde modifiziert; dadurch kam es auch zu einer Verringerung der Belegungsfähigkeit. Noch vor wenigen Wochen war es für die Organisatoren kaum absehbar, wie viele und welche Inhaftierten beim Jahreswechsel anwesend sein würden. Das Training mit festen Teilnehmern und Laufgruppen gestaltete sich daher im Vorfeld nicht ganz einfach.
Gerade mit Blick auf die häufig sehr geringen Berührungspunkte der jugendlichen Inhaftierten mit den Themen „Gesundheit und Sport“ in ihrem Alltag außerhalb der Haftanstalt, kommt dem Sport in der JSA Wittlich in verschiedener Weise eine große Bedeutung zu. Neben dem diagnostischen Auftrag, bei dem der Fokus insbesondere auf personale und soziale Ressourcen und Auffälligkeiten gerichtet ist, geht es auch darum, die Jugendlichen wieder an eine gesunde Lebensführung heranzuführen. Nicht wenige von ihnen waren vor ihrer Inhaftierung massivem Drogenkonsum ausgesetzt.
Aus der Perspektive der jungen Inhaftierten ist die Verbesserung der eigenen Gesundheit kaum die primäre Motivation, um an Sportangeboten teilzunehmen. Eher sind Spaß und Action in Sportspielen oder der Wunsch nach Muskelaufbau die vorrangigen Ziele. Um jugendliche Strafgefangene zum Laufen zu motivieren, investieren die Sportbediensteten daher eine ganze Menge Überzeugungsarbeit und eigenen Schweiß. Während gemeinsam absolvierter Läufe bieten sich viele Gelegenheiten für gute Gespräche und den Aufbau von Vertrauen. Denn im gemeinsamen Laufen mit den Gefangenen liegt der Schlüssel zum Erfolg.
Durch das gemeinsame Sporttreiben, durch die daraus entstehende professionelle Beziehung, lassen sich viele Gefangene auch längerfristig zum Sporttreiben motivieren, weiß der Sportbedienstete Martin Oeffling zu berichten. Er ließ es sich auch in diesem Jahr nicht nehmen, alle 40 Gefangenen bei ihrem Jahresabschlusslauf zu begleiten und absolvierte wie sein Kollege Farid Ajlani beide 8 km-Läufe nacheinander, war insgesamt also 16 Kilometer auf der Laufstrecke.
Über die Jugendstrafanstalt (JSA) Wittlich:
Die JSA Wittlich ist mit einer Belegungsfähigkeit für 75 Gefangene im geschlossenen Vollzug und sieben Haftplätzen im Freigängerhaus die zentrale Aufnahme- und Diagnoseeinrichtung für alle männlichen zur Jugendstrafe Verurteilten aus Rheinland-Pfalz. Zudem besteht Zuständigkeit für längerfristige schulische und berufliche Qualifizierungsmaßnahmen von jugendliche Strafgefangenen sowie Untersuchungsgefangene aus dem Landgerichtsbezirk Trier.