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Olivia Gürth im Spurtdrama vorn

Olivia Gürth entriss der Polin Kinga Krolik quasi auf dem Zielstrich den Sieg: Dramatischer hätte der Schlussakt des 22. Volksbank Trier-Flutlichtmeetings im Moselstadion nicht geschrieben werden können. Wer vorne war? Mit dem bloßen Auge kaum erkennbar, warf sich die U23-Europmeisterin aus Diez als Erste ins Ziel des Rennens über 2000 Meter Hindernis. Im letzten Rennen des vom Silvesterlauf-Verein organisierten Leichtathletik-Topevents war es am Freitagabend der einzige deutsche Sieg und der krönende Abschluss. In 6:10,46 Minuten lief Gürth deutsche Jahresbestzeit. Unter den Zuschauern: Gesa Krause. Die zweimalige Europameisterin vom Verein Silvesterlauf Trier steht knapp fünf Monate nach der Geburt ihrer Tochter Lola am kommenden Sonntag (17. September) beim 3. Edith Lücke-Frauenlauf über 5 Kilometer erstmals wieder an einer Startlinie.

In Krause-Manier stürmte die 21-jährige Gürth nach dem Wassergraben über die Zielgerade und feierte letztlich einen Sieg des puren Willens. Die Polin Krolik – nur vier Hundertstelsekunden hinter der Deutschen gezeitet – wurde wie schon vor zwei Jahren Zweite, damals hinter Gesa Krause. Dritte wurde Julia Samuelsson mit schwedischem Rekord (6:12,98). Favoritin Fancy Cherono aus Kenia hingegen überraschend bis auf Rang sechs durchgereicht.

Auch die internationalen Spitzenergebnisse der anderen Wettbewerbe genügten bei idealen äußeren Bedingungen (Windstille, Temperaturen um 20 Grad) allerehöchsten Ansprüchen. Erstmals auf Trierer Boden blieb eine Frau unter zwei Minuten über die 800-Meter-Distanz. Vivian Chebet Kiprotich aus der Läufernation Kenia leistete bei ihrem Sieg in 1:59,97 Minuten Maßarbeit, die zweitplatzierte Irin Sophie O’Sullivan holte sich nach der Verbesserung ihres Hausrekordes (2:01,43) eine halbe Stunde später nach einem taktischen Rennen über 2000 Meter vor der Niederländerin Marissa Damink den Sieg.

Luxemburgs Sportidol Charles Grethen hatte die kürzeste Anreise der Spitzenathleten aus insgesamt 18 Nationen. Bei seinem „So-gut-wie-Heimspiel“ ließ der 1500-m-Olympiafinalist mit seinem Spurtsieg über 3000 Meter vor dem Australier Matthew Ramsden die Begeisterung der etwa 700 Zuschauer hochkochen. „Als es auf die letzte Runde ging, wusste ich, dass meine Kraft auch für einen Sieg im Spurt reichen würde“, sagte Grethen, nachdem er den Nationalrekord auf 7:43,41 Minuten verbessert hatte.  Das freudige Strahlen wollte gar nicht mehr aus dem Antlitz des 31-jährigen Luxemburgers weichen.

Insgesamt sieben Läufer blieben unter dem alten Meetingrekord von Vorjahressieger Abdi Ali Mahadi, der diesmal in 7:45,31 Platz drei belegte. Mit ausladenden Dankesgesten in Richtung Haupttribüne ließ sich der viertplatzierte Michal Groberski feiern: Schneller als der 23-jährige Pole (7:45,70) war in der Leichtathletikgeschichte nur einer seiner Landsleute:  Olympiasieger Bronislaw Malinowski. Weltspitzenleistungen im Juniorenbereich lieferten Andreas Fjed Halvorsen (Nowegen/6. in 7:47,04) wenige Tage vor seinem 18. (!) Geburtstag und Kevin Kamenschak (19) aus Österreich (7:48,57) ab, die damit 2023 die europäischen U20-Ranglisten anführen. Weltklasse trifft Talente: Nie stimmte das Motto des Trierer Flutlichtmeetings mehr als am 8. September 2023.

Benjamin Dern machte bei seinem Heimspiel eine lehrreiche Erfahrung: Der deutsche 5000-m-Meister der Altersklasse U23 vom Verein Silvesterlauf konnte bei seinem Debüt über 10.000 Meter nur bis zu Hälfte der Distanz das geplante Tempo halten und lief nach 30:42,49 Minuten entkräftet ins Ziel. Das Rennen endete deutlich über dem Meetingrekord von Derns Vereinskamerad Samuel Fitwi (2022: 28:48,50 Minuten). Fitwi ordnet zurzeit im äthiopischen Höhentrainingslager alles der Vorbereitung auf den Berlin-Marathon unter. In seiner Abwesenheit kam es zu einem belgischen Dreifacherfolg durch Arnaud Dely (29:25,05), Arnaud Collard (29:27,34) und Enzo Noel (30:27,32).

Ergebnisse der fünf internationalen Rennen beim 22. Volksbank Trier-Flutlichtmeeting:

FRAUEN

800 Meter: 1. Vivian Chebet Kiprotich (Kenia) 1:59,97 Minute, 2. Sophie O’Sullivan (Irland) 2:01,43, 3. Malin Hoelsveen (Norwegen) 2:01,63, 4. Carley Thomas (Australien) 2:02,95, 5. Sofia Thogersen (Dänemark) 2:03,23, 6. Tanja Spill (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) 2:03,53, 7. Claire Mooney (Irland) 2:03,82, 8. Sara Christmann (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) 2:19,04, 9. Maxima Majer (beide LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) 2:19,49

2000 Meter, präsentiert vom Klinikum Mutterhaus: 1. Sophie O’Sullivan (Irland) 6:00,44 Minuten, 2. Marissa Damink (Niederlande) 6:00,82, 3. Tanja Spill (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) 6:27,64, 4. Anna Michels (LG Vulkaneifel) 7:04,88, 5. Johanna Raßkopf (Post-SV Trier) 7:29,14, 6. Neele Fuhs (Fortuna Saarburg) 7:31,78, 7. Judith Weber 7:31,78, 8. Ella Repplinger (beide Post-SV Trier) 7:41,93

2000 Meter Hindernis, präsentiert von Volksbank Trier: 1. Olivia Gürth (Diezer TSK Oranien) 6:10,46 Minuten (deutsche Jahresbestzeit), 2. Kinga Krolik (Polen) 6:10,50, 3. Julia Samuelsson (Schweden) 6:12,98 (nationaler Rekord), 4. Veerle Bakker (Niederlande) 6:14,99 (nationaler Rekord), 5. Patrycja Kapala (Polen) 6:15,20, 6. Fancy Cherono (Kenia) 6:20,95, 7. Eline Dalemans 6:22,89, 8. Elia Cappa (beide Belgien) 7:06,35, 9. Emma May (LLG Hunsrück) 7:48,47, aufgeg.: Agnieszka Chorzepa (Polen)

MÄNNER

3000 Meter, präsentiert von LOTTO: 1. Charles Grethen (Luxemburg) 7:43,41 Minuten (nationaler Rekord), 2. Matthew Ramsden (Australien) 7:43,70, 3. Abdi Ali Mahadi (Niederlande) 7:45,31, 4. Michal Groberski (Polen) 7:45,70, 5. Arthur Gervais (Frankreich) 7:45,98, 6. Andreas Halvorsen (Norwegen) 7:47,04, 7. Kevin Kamenschak (Österreich) 7:48,57, 8. Per Svela (Norwegen) 7:51,38, 9. Santtu Heikkinen (Finnland) 7:53,43, 10. Oussama Lonneux 8:08,69, 11. Simon Jeukenne 8:13,00, 12. Regis Thibert 8:13,39, aufgeg.: Sven Bombeke (alle Belgien)

10.000 Meter, präsentiert von HAFEN TRIER: 1. Arnaud Dely 29:25,05 Minuten, 2. Arnaud Collard 29:27,34, 3. Enzo Noel (alle Belgien) 30:27,32, 4. Benjamin Dern (Silvesterlauf Trier) 30:42,49, 5. Yannik Erz (LG Bernkastel/Wittlich) 32:14,72, 6. Andre Ramisch (Silvesterlauf Trier) 32:45,12, 7. Martin Müller (LG Meulenwald Föhren) 33:46,50, 8. Anthony Saunier (Frankreich) 36:45,66

„MEDAILLENSPIEGEL“

Belgien                                   1          1          1
Irland                                     1          1          –
Deutschland                          1          –          1
Kenia                                      1          –          –
Luxemburg                           1          –          –
Niederlande                          –           1          1
Australien                             –           1          –
Polen                                      –           1          –
Norwegen                              –           –          1
Schweden                              –           –          1

Fotos: Holger Teusch/Trierischer Volksfreund