Mensch Gesa: Bestzeit über 1500 Meter
Wer die 60-Kilometer-Fahrt von Trier ins saarländische Rehlingen nicht scheute, der wurde von Gesa Krause belohnt: Die 31-Jährige vom Verein Silvesterlauf Trier lief beim 59. Internationalen Pfingstsportfest im Bungertstadion ein hervorragendes Rennen über 1500 Meter. Als Dritte in 4:06,71 Minuten stand am Ende die beste Zeit ihrer Karriere über diese Distanz und zudem die Bestätigung ihres nationalen Hallentitelgewinns aus dem Februar. Auch die weiteren deutschen Spitzenläuferinnen, Nele Weßel (4:06,99) und Jolanda Kallabis (4:07,44), durften sich über persönliche Bestmarken freuen. Nur die Finnin Nathalie Blomqvist (4:06,23) und die Spanierin Marta Garcia (4:06,67) hatte die Triererin, die 150 Meter vor dem Ziel noch auf Platz sieben lag, nicht mehr abgefangen können.
„Nach meiner starken 1000-Meter-Zeit von Anfang Mai (2:37,94 Min. in Pfungstadt, die Red.) als Zubringerleistung hatte ich schon gehofft, dass meine Bestleistung fällt“, sagte Gesa im Fernsehinterview des Saarländischen Rundfunks, „die stand nämlich schon sehr lange und ich bin froh, dass es geklappt hat.“ Zunächst hatte sie sich über das Stadionmikrofon an das Publikum gewendet: „Ich bedanke mich bei allen Zuschauern, die trotz dieses Wetters nach Rehlingen gekommen sind.“ Geradeso rechtzeitig war die Bahn vor dem 1500-Meter-Lauf der Frauen abgetrocknet, nachdem das zur Silver Tour des Leichtathletik-Weltverbandes zählende Traditionssportfest noch im Regen begonnen hatte.
Bundestrainer Werner Klein, in Personalunion Rehlinger Meetingchef, war voll des Lobes. „Das ist ein tolles Ergebnis für Gesa bei nicht gerade optimalen Bedingungen“, sagte Klein und richtete bereits den Blick auf die Anfang Juni anstehenden Europameisterschaften in Rom und die Olympischen Spiele in Paris: „Das lässt einiges von ihr erhoffen.“ Bei den beiden Saisonhöhepunkten tritt sie über ihre Spezialstrecke 3000 Meter Hindernis an.
Gesa zeigte sich nicht zuletzt deshalb stark erleichtert, weil sie eine Woche zuvor ihr Rennen bei der Langen Laufnacht in Karlsruhe noch vorzeitig beendet hatte. „Da hatte ich ein kleines Tief. Ich musste einsehen, dass vier Rennen in sechs Tagen einfach zu viel sind und mein Körper extrem müde war. Da hat die Kraft nicht mehr mitgespielt. Umso schöner, dass ich jetzt in Rehlingen zeigen konnte, was in mir steckt“, sagte die zweimalige Europameisterin. Den Durchhänger hatte sie an den Tagen zuvor schon via Social Media verarbeitet – indem sie schlicht die Frage stellte: „Haben wir diese schlechten Tage nicht alle mal?!“ Und dann ergänzte die Mutter von Lola (1): „Sorry Leute, bin zwar ne Power Mama, aber auch kein Übermensch.“
Zuspruch und Trost erhielt sie reichlich. Auch von Athletinnen, die dieses Gefühl kennen. 100-Meter-Europameisterin Gina Lückenkemper schrieb auf Instagram: „Du bist halt ein Mensch und keine Maschine, Gesa“, mit dem süffisanten Zusatz: „… auch wenn die Leistungen davor bereits laut und deutlich Maschine gerufen haben!“ Und die inzwischen 43 Jahre alte, 45-malige deutsche Meisterin Sabrina Mockenhaupt, in Trier letztmals im vergangenen September beim Edith Lücke-Frauenlauf als Zweitplatzierte hinter Gesa Krause in Erscheinung getreten, verlautete: „Zum Glück sind wir alle nur Menschen und keine Maschinen.“
Eine schöne Episode kann übrigens Norbert Ruschel, Mitglied des geschäftsführenden Vorstands im Silvesterlauf-Verein, zur aktuellen Leistung von Gesa Krause beisteuern. Selbstverständlich war Ruschel am Pfingstsonntag einer der vielen Trierer Augenzeugen in Rehlingen. Am selben Abend kramte der 58-Jährige – früher selbst 1500-Meter-Spezialist – dann Zuhause in alten Zeitungsartikeln. Um festzustellen, dass er einst in Rehlingen ebenfalls „4:06“ gerannt war. B-Jugend-Bezirksrekord war das damals. Seine spätere persönliche Bestmarke: 3:49… Verdamp lang her.