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Jubel um Jolanda: Nr. 1 der Welt!

Erst blitzte und donnerte es, doch nachdem sich das Gewitter über dem Moselstadion entladen hatte, regnete es nur noch Rekorde. Der Jubel um Jolanda Kallabis kannte kurz nach 20.30 Uhr kaum Grenzen. Die 17-Jährige vom LT 1844 Freiburg lief beim 21. SWT-Flutlichtmeeting am Freitagabend ein furioses Rennen über 2000 Meter Hindernis: Am Ende hatte die Jugend-Europameisterin in überragenden 6:07,72 Minuten eine U18-Weltbestzeit auf die regennasse Bahn gezaubert. Nie lief weltweit eine Unter-18-Jährige schneller.

Die Jugendliche Kallabis besiegte dabei sensationell zwei international etablierte Spitzenläuferinnen: die Polin Alicja Konieczek, zuletzt Vierte der Leichtathletik-EM in München, und die ehemalige Jugend-Olympiasiegerin Virginia Nyambura aus Kenia. Damit stellte die freudestrahlende Siegerin das Meeting-Motto “Weltklasse trifft Talente” auf den Kopf: “Talent schlägt Weltklasse” hieß es nach diesem denkwürdigen Abend.

Das Moselstadion ist damit nach 2021 zum zweiten Mal in Folge auch Schauplatz der Jahresweltbestzeit. Gesa Krause, die im Vorjahr beim 20. SWT-Flutlichtmeeting die weltweit beste Zeit des Jahres (6:10,91) über die gegenüber der internationalen Meisterschaftsdistanz um ein Drittel kürzere Strecke gelaufen war, zählte zu den ersten Gratulanten im Moselstadion (Foto). Beim Läuferabend ihres Vereins Silvesterlauf Trier mischte sich die 30-Jährige erstmals nach der schmerzhaften Absage ihrer EM-Teilnahme unters Leichtathletikvolk, gab zahlreiche Autogramme, ehrte die jüngsten Siegerinnen und Sieger. Auch feuerte die zweimalige Europameisterin den Startschuss zum Hindernisrennen ab.

2022 war keine Frau weltweit über 2000 Meter Hindernis schneller als Jolanda Kallabis. Der Teenager überflügelte hauchdünn die bis dahin vorne liegende Britin Aimee Pratt, die am 14. Mai in Birmingham in 6:08,16 gestoppt worden war. Vize-Europameisterin Lea Meyer (ASV Köln/6:16,53) belegt in der Jahresweltrangliste Platz sechs.

Bei der Siegerehrung reckte Jolanda ihre Arme in den inzwischen aufgeklarten Vollmond-Himmel über dem Moselstadion und bedankte sich beim Publikum: “Ich hatte noch nie so ein cooles Hindernisrennen. Die Zuschauer und die Trommler gaben mir das Gefühl, von Anfang an sehr schnell zu laufen.” Über die Verbesserung ihrer persönlichen Bestzeit um 12,5 Sekunden gegenüber dem Jugend-EM-Finale von Jerusalem sagte Kallabis: “Die Leistungssteigerung war deutlich mehr als erwartet, obwohl ich ja wusste, dass ich noch mehr kann, als ich bislang gezeigt habe.”

Kurioserweise möchte sich Jolanda nun zumindest vorübergehend von der Hindernisstrecke verabschieden. Die ab der “U20” international zu laufenden 3000 Meter Hindernis sind der Freiburgerin (noch) zu weit. „Dazu müsste ich im Training zu viele Kilometer laufen“, sagt Kallabis. Bisher reichen der Tochter der Sportwissenschaftlerin Nina Rosenplänter und des ehemaligen Europameisters (1998) und noch amtierenden deutschen 3000-m-Hindernisrekordlers Damian Kallabis grob 30 bis 40 wöchentliche Lauf-Kilometer. Ein erstaunlich geringer Ausdauerumfang im Rahmen ihres sehr vielseitigen Trainings. „Ich konzentriere mich jetzt zuerst Mal auf die 800 Meter“, kündigt Jolanda Kallabis an. Ihre persönliche Bestzeit auf den zwei Stadionrunden liegt bei 2:04,65 Minuten. In dieser Disziplin ist sie unter den Gleichaltrigen in Deutschland aktuell die Nummer eins. Und bereits wesentlich schneller, als die 27-järhige Polin Alicja Konieczek je auf dieser Strecke gerannt ist. Die EM-Vierte, deren Trierer Zeit von 6:16,32 Minuten immerhin Rang fünf in der Jahresweltbestenliste bedeuten verblüffte Kallabis bei ihrem starken Auftritt ebenso wie Virginia Nymbura (6:20,15). Der Kenianerin fehlten die Körner zum angestrebten Sieg. Die hatte sie offenbar 24 Stunden zuvor als Tempomacherin beim Diamond-League-Meeting in Zürich gelassen. Logisch, dass sie nach dem nächtlichen Pkw-Transfer von Zürich nach Trier nicht in bester Verfassung sein konnte.

Die Bedingungen bei Windstille und vom Regen gereinigter Luft waren ideal für die Läufer, die trotz des Wetters von etwa 1000 Zuschauern angefeuert wurden. Über 3000 Meter der Männer zog der 10.000-Meter-EM-Achte Nils Voigt vom TV Wattenscheid gegen den Niederländer Ali Abdi Mahadi nur hauchdünn den kürzeren. Mahadis Siegerzeit von 7:50,94 Minuten pulverisierte den seit 1993 stehenden Stadionrekord des Kenianers Thomas Logik (8:05,08). Voigt 7:51,07 bedeuteten eine Woche vor der Straßenlauf-DM über 10 km persönliche Bestzeit. Auch der belgische Meister Robin Hendrix (7:53,24) und der Hallen-WM-Achte Max Thorwirth aus Düsseldorf (7:57,07) blieben unter der wichtigen Acht-Minuten-Marke.

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Es regnete wahrhaftig Rekorde: Über 10.000 Meter verbesserte der EM-Neunte Samuel Fitwi seinen eigenen Meetingrekord aus dem Vorjahr um mehr als 40 Sekunden auf 28:48,50 Minuten. Fitwi musste schneller rennen, als ihm neun Tage vor der Straßenlauf-DM in Saarbrücken lieb war. Der Freiburger Filmen Teklebrhan schlug vom Start weg ein hohes Tempo an, doch Fitwi folgte mit eleganten, langen Schritten und machte fünf Runden vor Schluss mit einer Verschärfung den Sack zu. Auch Teklebrhan (28:59,78) blieb noch unter 29 Minuten. Knapp zwei Wochen nach seinem zehnten Platz bei der 100-km-Weltmeisterschaft lief der aus Trier stammende Alexander Bock (LC Rehlingen) in 30:40,48 Minuten als Dritter persönliche 10.000-Meter-Bestzeit. Rekorde, Rekorde, Rekorde: Katrin Ochs (LG Filder) blieb als erste deutsche W45-Läuferin mit 7:51,84 Minuten unter der Acht-Minuten-Marke und “Hausrekorde” fielen bei den nun optimalen Bedingungen zuhauf.

Rebecca Bierbrauer vom Verein Silvesterlauf Trier feierte im 10.000-Meter-Rennen der Frauen ein starkes Debüt über die längste Bahndistanz. In 36:28,52 lief die 18-Jährige als Dritte hinter der Rehlingerin Selma Benfares (35:26,01) und der Luxemburgerin Anny Wolter (36:27,90) ins Ziel. Nachdem vor einem Jahr Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen) in Trier den deutschen Rekord über die 2000-Meter-Flachstrecke mit Unterstützung einer Tempomacherin auf 5:34,53 Minuten verbessert hatte, war Siegerin Eva Dietrich ganz auf sich allein gestellt. Die 10.000-Meter-DM-Dritte vom Laufteam Kassel blieb im Alleingang als einzige Läuferin in 5:55,28 Minuten unter sechs Minuten.

Wegen des Gewitters waren die Nachwuchswettbewerbe zu Beginn der Veranstaltung zweimal unterbrochen worden. Dem Enthusiasmus der Teilnehmer und der zahlreichen Eltern auf der Tribüne tat das jedoch keinen Abbruch. Ausgelassene Stimmung herrschte bereits zum Meeting-Auftakt bei den vom Verein Silvesterlauf Trier initiierten Staffelmeisterschaften der weiterführenden Schulen über die ungewöhnlichen Distanzen 800 – 200 – 200 – 800 Meter. Triers Oberbürgermeister Wolfram Leibe überreichte die von ihm gestifteten Pokale selbst: Lautstark gefeiert wurden von ihren Mitschülern die siegreichen Teams des AMG Trier (Mädchenstaffel), MPG Trier (Mixed) und Realschule Schweich plus (Jungen).

Weltklasse trifft Talente: Das Meeting-Motto wurde auch bei den jüngsten Teilnehmern umgesetzt. Spitzenathletin Gesa Krause überreichte gemeinsam mit Johann Meyer, dem Marketingleiter von Titelsponsor SWT, die Preise an die jeweils ersten Drei der einzelnen Schülerklassen in den 800-Meter-Läufen.

(Fotos: Holger Teusch)

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