Homiyus Rückkehr nach Trier

Der Bitburger 0,0%-Lauf der Asse hat schon mehrere Dutzend Weltklasseathleten zum Silvesterlauf nach Trier gelockt, und nur dreimal in bisher 35 Jahren gab es deutsche Sieger: Olaf Dorow (Rostock) bei der Premiere 1990, Thorsten Naumann (Dormagen) bei Minusgraden 1996, und Homiyu Tesfaye (Frankfurt) im Jahr 2013. Zwölf Jahre nach seinem Triumph auf dem Hauptmarkt will der weiterhin im besten Langstreckenalter befindliche Tesfaye es noch einmal probieren. “Natürlich werde ich vorne mitlaufen”, kündigt der 1993 in Äthiopien geborene Sportler selbstbewusst an. “Ich bin momentan sehr gut im Training und habe noch sechs Wochen bis Silvester.”
Von internationalen Meisterschaftsambitionen hat sich der WM-Fünfte von 2013 über 1500 Meter, der damals in seiner besten Saison den legendären nationalen Rekord von Thomas Wessinghage mit der Zeit von 3:31,98 Minuten nur um vier Zehntel verpasste, zwar längst verabschiedet. Schnell zu rennen aber ist ein bisschen weiterhin die große Leidenschaft dieses Mannes, der zum Laufen geboren wurde. Und das Herz am rechten Fleck trägt: Spontan bekundete er 2020 nach der Amokfahrt in der Trierer Innenstadt wie zahlreiche internationale Topathleten seine Solidarität mit den Opfern, nahm am virtuellen 31. Trierer Silvesterlauf teil und unterstützte damit die große Spendenaktion des Vereins Silvesterlauf Trier. By the way lief Tesfaye damals die 8 Kilometer trainingshalber in 23:02 Minuten – bei winterlichen Bedingungen in Frankfurt am Main war er Zweitschnellster nach Yves Nimubona (Rwanda), der in Kigali bei weitaus besseren Witterungsverhältnissen schneller gestoppt wurde.
Tesfayes hochkarätige Siegerzeit von 2013 übrigens – 22:38 Minuten für die damalige Trierer Asselauf-Distanz – war bis dahin das drittbeste Siegerresultat. Inzwischen ist der 32-Jährige, der mit der zweimaligen Weltmeisterin und London-Olympiasiegerin Maryam Yusuf Jamal verheiratet ist, stolzer Vater von vier Kindern. Die Familie lebt in Frankfurt. Die Geschichte seiner erfolgreichen Integration begann 2010 mit der Flucht nach Deutschland und seinem Asylantrag. Er lebte in einem Wohnheim in Frankfurt am Main, begann für die LG Eintracht Frankfurt zu starten und lief bei seinem ersten Rennen in Deutschland eine für sein junges Alter herausragende 1500-Meter-Zeit. Anschließend trainiert von Wolfgang Heinig, dem Coach der Trierer Topathletinnen Gesa Krause und Olivia Gürth, schaffte es Homiyu auf Wetklasseniveau. Was er als Silvesterlauf-Sieger in Trier 2013 eindrucksvoll nachwies.
“Ich möchte mich herzlich für die Einladung bedanken. Der Trierer Silvesterlauf ist eines meiner Lieblingsrennen und ich freue mich sehr, dabei zu sein”, schrieb der dreimalige deutsche Meister nun. Es ist eine spannende Frage, ob er ganz vorne mithalten kann. Die 2024 auf 5 Kilometer verkürzte Asselauf-Distanz kommt Tesfaye als ehemals äußerst spurtstarkem Mittelstreckler entgegen. Die Konkurrenz ist hart: Die vier Erstplatzierten von 2024 – Mike Foppen (Niederlande), Max Thorwirth (Düsseldorf), Nils Voigt (Wattenscheid) und Kifele Kefyalew (Äthiopien) wollen allesamt wieder am Start stehen.

