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Gesas Silber glänzt besonders hell

Die Freude ist groß bei Gesa Krause über ihre Silbermedaille bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Rom. Unmittelbar nach dem Rennen sagte sie das. Als die Läuferin vom Verein Silvesterlauf Trier zwischenzeitlich auf den Gold-Rang gerückt war und in der Nacht weiter über die zwischenzeitliche Disqualifikation von Alice Finot diskutiert wurde, wiederholte sie: “Ich bin nun mal Zweite und die Französin hat verdient gewonnen.”

An dieser Stelle macht es besonders viel Sinn, im Wortlaut ihr Interview in der Mixed Zone des Olympiastadions wiederzugeben, wo die Europameisterin von Amsterdam 2016 und Berlin 2018 den schreibenden Journalisten Rede und Antwort stand – ohne von der Disqualifikation Finots zu ahnen. Barfuß, die Spikes in der Hand haltend und eingehüllt in die Deutschland-Fahne… eine Silbermedaille kommentierend, die besonders hell glänzt.

(Erklärung des Deutschen Leichtathletik-Verbandes am Ende dieses Beitrages)

Gesa Krause sagte etwa eine halbe Stunde nach dem EM-Finale…

… zum Gefühl, eine Medaille zu gewinnen:

Es ist immer ein sehr schöner Moment. Die hat man nicht sehr oft in der Karriere. Wenn man mit einer Medaille nach Hause kommt, muss ein Lächeln da sein. Ganz klar.

… zum knapp verpassten dritten EM-Titel:

Man hat mich so ein bisschen als Goldkandidatin prognostiziert, auch wegen der blauen Startnummer. Aber die wenigsten machen sich die Mühe und analysieren, was die anderen Athletinnen können, was sie zum Beispiel im Jahr zuvor geschafft haben: Alice (Siegerin Finot aus Frankreich, die Red.) kam mit einer 9:06 aus der letzten Saison (Gesas deutscher Rekord von 2019 steht bei 9:03,30 Minuten, Anmerkung der Red.). Ich wusste, dass sie absolut fit ist und ich weiß, wie schnell sie auf der letzten Runde ist. Damit gerechnet habe ich und ich habe gehofft, dass ich bis zuletzt dranbleiben kann. Die Lücke wurde aber immer größer. Ich denke, ihr Sieg war verdient. 

… zum Stellenwert der Medaille im Vergleich zu allen anderen:

Der Titelgewinn in Berlin vor heimischem Publikum, das ist unschlagbar. 

… zur großen Motivation für die EM in Rom:

Es ging hier darum, auf dem Podium zu stehen. Es ging darum, nach einem Jahr mich zurückzukämpfen und wieder anzuklopfen, zu zeigen hier bin ich. Ich glaube, das ist ein Riesenerfolg. Wenn man sich mein letztes Jahr anschaut und das Pensum, das ich in diesem Jahr schon gestemmt habe: Das ist enorm und das ist nicht einfach, deshalb gibt es keinerlei negative Gedanken meinerseits. Natürlich sage ich auch: Oben auf dem Podium zu stehen ist schöner. Ich wollte eine Medaille gewinnen, es ist Silber und ich bin sehr glücklich damit. 

… zur Erkenntnis in Richtung der Olympischen Spiele in Paris:

Es gibt noch viel, woran ich arbeiten muss, weil ein Olympia-Finale nochmal mindestens 15 Sekunden schneller sein wird. Aber das sind andere Rennverläufe, das ist ein anderer Wettkampf. Die EM ist in gewisser Weise ein Zwischenziel gewesen und wir gehen jetzt wieder ins Training zurück. Jetzt kommt der Feinschliff für die Olympischen Spiele.

Die Erkenntnis ist: Ich habe nichts zu verlieren. Ich habe zwei EM-Goldmedaillen, zwei bronzene bei Weltmeisterschaften, und jetzt eine silberne. Der Traum, oben auf dem Podium zu stehen und mitzumischen in der Weltspitze ist weiterhin da. Ich habe mich zurückgekämpft und darüber bin ich sehr happy. 

… zur Rolle als Profisportlerin und Mutter

Sport hat mir schon immer sehr viel bedeutet. Aber wenn man ein Kind hat, merkt man, dass es noch viel bedeutsamere Aufgaben im Alltag gibt. Ich war sehr nervös vor dem Wettkampf, aber als ich Zuhause angerufen habe, ist meine Nervosität ein bisschen geschwunden, weil ich wusste, dass die Kleine das hier nicht interessiert. Für die bin ich ihre Mama und die hat andere Bedürfnisse. Dann rückt der Sport für mich oft in den Hintergrund. Das ist ein toller Ausgleich. Der Sport ist trotzdem meine Leidenschaft, er ist das, was mich erfüllt, und das gibt mir enorme Zufriedenheit.

Dieses Ergebnis zeigten kurz vor Mitternacht die Videowände im Olympiastadion:

So schilderte der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) mit den Worten von DLV-Vorstand Leistungssport Dr. Jörg Bügner den Ablauf: „Wir haben Hinweise darauf erhalten, dass ein Regelverstoß im Finale des 3.000 Meter Hindernislaufes vorlag. Diesen Hinweisen sind wir nachgegangen und haben bei European Athletics Videoeinsicht beantragt. Zur Überprüfung kamen wir jedoch nicht, denn zwischenzeitlich hat ein Schiedsrichter die Sachlage geprüft und die Französin aufgrund mehrmaligen Betretens der Innenbahn disqualifiziert. Der französische Verband hat daraufhin Protest eingelegt. Dies prüfte die Jury und gab dem französischen Team Recht.”