Frauenlauf: Daryna im Glück

Mitten im Amphitheater stand ihr ein Lächeln ins Gesicht geschrieben: Daryna Omarova, geboren am 27. November 2001 in der Ukraine und inzwischen seit 2022 in Belgien lebend, hatte den Edith Lücke-Frauenlauf in Trier so richtig genossen. Als Zweitplatzierte hinter Olympiateilnehmerin Olivia Gürth vom Ausrichterverein Silvesterlauf Trier hatte Omarova ein tolles Ergebnis abgeliefert. Jetzt hat sie sich wieder gemeldet und wird bei der fünften Auflage des Edith Lücke-Frauenlaufs am Sonntag, 14. September, als Favoritin an den Start gehen, da für die Silvesterläuferinnen Gesa Krause (Siegerin 2023) und Olivia Gürth zeitgleich die Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Tokio anstehen.
Ohnehin geht es für die überwiegende Mehrzahl der Teilnehmerinnen (Infos und Anmeldung hier) am zweiten September-Sonntag vor allem um die Freude an der Bewegung und das Gemeinschaftserlebnis. Letzteres und die eigene Leistung schließen sich jedoch keineswegs aus. Sich feiern lassen und selbst feiern, das fällt nirgnds so leicht wie beim Trierer Frauenlauf: Direkt nach dem Zieleinlauf noch im Amphitheater warten Sandra Berweiler und Helferinnen mit einem Glas Winzersekt vom renommierten Leiwener Weingut Sandra Berweiler.
Mit dem Glas Sekt in der Hand genoss auch Daryna ihren superflotten Auftritt für den Verein “Ukrainer in Trier”, der 2022 sogar das teilnehmerstärkste Team bei dem Event gestellt hatte und seither Jahr für Jahr mit mehreren Dutzend Frauen die Sightseeing-Strecke mit Start an den Kaiserthermen und Ziel im Amphitheater bewältigt. “Ich bin immer für die Ukraine und dafür, dass man ein Team bildet, egal ob Amateur oder Profis dazu gehören”, sagt Omarova. “Ich bin sehr stolz auf unsere Mädchen und freue mich, dass ich Teil des Trierer Teams werden konnte.” Viele Frauen schrieben ihr anschließend auf Instagram: „Danke, dass du dabei warst!“ Daryna fühlte sih geehrt: “Es war so schön und nett! Ich bin sehr, sehr glücklich!“
Ein Blick in die besondere, schwierige persönliche Geschichte von Daryna Omarova erlaubt ein Interview, das ihre Landsfrau Maryna Smetana mit der jungen, stolzen Ukrainerin führte, die mit ihren Läufen in verschiedenen Ländern Europas und der Welt ein Zeichen setzen möchte, um die Ehre der Ukraine zu verteidigen. Dies tat sie im übrigen am 31. Dezember 2024 beim Silvesterlauf in Trier: Im Sparkasse Trier-Elitelauf der Frauen belegte Omarova in einem Weltklassefeld den achtbaren 14. Platz.
Auszug aus dem Interview, das die aus der Region Luhansk stammende frühere Athletin des ukrainischen Nationalteams, die zu Beginn der russischen Invasion noch an der Universität in Charkiw studierte, nach dem Edith Lücke-Frauenlauf 2024 gab:
Daryna widmet der Leichtathletik seit acht Jahren ihr Leben. Mit dem Sport begann sie im Alter von 14 Jahren. Was sagt sie zu ihrer Geschichte…
„Ich habe nicht sofort mit langen Distanzen angefangen. Fünf bis zehn Kilometer sind für ein 14-jähriges Mädchen eine große Herausforderung, nicht einmal in den Wettbewerbsrichtlinien der Ukraine vorgesehen. Ich begann mit Sprints über 100–200 Meter, wechselte später auf 400–800 Meter und dann auf 1500 Meter. Im Jahr 2019 stellte ich den Rekord der Region Luhansk im 2000-Meter-Hindernislauf auf und gewann Bronze bei der ukrainischen Meisterschaft über 10.000 Meter in der Juniorenkategorie. Das war mein erster Start über diese Distanz im Alter von 17 Jahren.“
Leider unterstützten ihre Eltern weder ihren Sport noch ihren Umzug nach Belgien…
„Mein Vater sagte immer: ‚Wozu braucht man diesen Lauf? Das ist doch nichts!‘ Meine Eltern unterstützen Russland und leben derzeit in Moskau. Sie waren nicht erfreut, als ich ankündigte, nach Europa ziehen zu wollen. Doch ich habe einfach entschieden: ‚Ich gehe, und Punkt.‘“
Bildergalerie vom Trierer Frauenlauf 2024:



