Festival der Laufstars in Trier

Amanal Petros oder Samuel Fitwi? Vanessa Mikitenko, Gesa Krause oder Olivia Gürth? Die Frage nach den besten Deutschen in den international hochkarätigen Starterfeldern elektrisiert das Publikum beim 36. Bitburger 0,0%-Silvesterlauf in Trier. Am Nachmittag des 31. Dezember 2025 stehen die Topathleten auf dem pittoresken Hauptmarkt der ältesten Stadt Deutschlands an der Startlinie. Ein internationales Spitzensportspektakel der Extraklasse erwartet die Zuschauer an der 1-km-Runde durch die Trierer Altstadt. Insgesamt – Nachwuchs- und Hobbyläufer eingerechnet – sind 2.500 Aktive aus 25 Nationen am Start. Interessante Einblicke gestattete die Medienrunde an diesem Dienstag im Athletenhotel IBIS Styles.
Die Highlights für das Publikum:
15 Uhr: Sparkasse Trier-Elitelauf der Frauen
Favoritinnen: Emeline Imanizabayo (Titelverteidigerin), Florence Niyonkuru (beide Ruanda), Lisa Rooms (Belgien), Amina Maatoug, Juliette Thomas (beide Niederlande), Vanessa Mikitenko (SSC Hanau-Rodenbach), Gesa Krause, Olivia Gürth (beide Silvesterlauf Trier)
15.30 Uhr: Bitburger 0,0%-Elitelauf der Männer
Favoriten: Mike Foppen (Titelverteidiger), Tim Verbaandert (beide Niederlande), Ruben Verheyden, Pieter Sisk (beide Belgien), Harbert Kibet (Uganda), Kifele Kefyalew (Äthiopien), Amanal Petros (Hannover 96), Samuel Fitwi (Silvesterlauf Trier), Max Thorwirth (SFD 75 Düsseldorf), Tristan Kaufhold (SSC Hanau-Rodenbach), Homiyu Tesfaye (Sieger von 2013)
15 Uhr: Sparkasse Trier-Elitelauf der Frauen
Wer wird beste Deutsche? Am letzten Tag des Jahres 2024 war es Vanessa Mikitenko als Sechste. Sie ließ als junge Wilde mit gerade mal 19 Jahren sogar die routinierte Gesa Krause knapp hinter sich. Ab dem 1. Januar trägt auch Mikitenko, deren Mutter Irina 1998 den Sparkasse Trier-Elitelauf gewann, wie Krause und Olivia Gürth das Trikot des Silvesterlauf-Vereins. Damit ist auch die dritte Anwärterin auf das Preisgeld für die beste deutsche Läuferin genannt. Erstmals in der langen Silvesterlauf-Geschichte (seit 1990) können die Frauen von Gastgeberverein Silvesterlauf Trier auch die Teamwertung gewinnen. Theresa Böttel, die im September den Karlsruhe-Marathon gewann, dürfte das Trierer Trio komplettieren. Oder Ausnahmetalent Carla Benzmüller?
Olivia Gürth hatte 2024 erkrankt auf die Silvesterlauf-Teilnahme verzichten müssen. Diesmal nicht, die Wintererkältung erwischte sie diesmal frühzeitiger und ist komplett überstanden. Zuletzt trainierte die 23-Jährige intensiv, auch das Ergebnis der jüngsten Leistungsdiagnostik war vielversprechend. “Über Weihnachten lief es gut und für den Silvesterlauf bin ich fit”, sagt die Olympiateilnehmerin mit spürbarem Optimismus.
Vanessa Mikitenko startet in Trier letztmals für ihren Ausbildungsklub SSC Hanau-Rodenbach und ab dem 1. Januar 2026 dann für den rheinland-pfälzischen Leichtathletik-Spitzenverein Silvesterlauf Trier. Ebenfalls beginnt ihre Partnerschaft mit der Hafengesellschaft Trier als #HafenFan zum Jahreswechsel. Am Montag unterzeichneten Hafen-Geschäftsführer Volker Klassen und die 20-Jährige im Hafen-Bürogebäude am Ostkai eine Vereinbarung über ihren Einsatz als #HafenFan (Foto). “Ich war schon als kleines Mädchen in Trier und freue mich immer wieder herzukommen und diese wunderschäne Stadt genießen zu können”, sagt die angehende Abiturientin in dem Videoclip, der mit ihr im Hafengelände gedreht wurde. 2019 gewann die Tochter der deutschen Marathonrekordlerin Irina Mikitenko in Trier den Teenlauf, 2024 war sie überraschend beste Deutsche vor Gesa Krause. Nun startet sie in eine Karriere als Profiläuferin, und rechtzeitig zu diesem Silvesterlauf packt die U23-Vizeeuropameisterin über 5000 Meter selbstverständlich der Ehrgeiz. “Wieder so weit wie möglich vorne landen, am liebsten auf dem Podium”, formuliert sie ihr Ziel.
Für Gesa Krause ist der Silvesterlauf in Trier die pure Lust am Laufen. Seit ihrer Jugendzeit schon. Diesmal hat die 33-Jährige gerade eine Enttäuschung hinter sich, muss das Scheitern ihres Marathon-Debüts von Anfang Dezember in Valencia verdauen, wo sie nach 34 Kilometern aufgeben musste. Auf die Tränen folgten zehn Tage Erholungsurlaub, dann wieder Lauftraining und ein paar wenige Speedeinheiten. “Es war wichtig, den Kopf frei zu bekommen. Und auch wenn ich sicherlich nicht in Topform antreten kann: Der Silvesterlauf hat im Winter immer schon in puncto Motivation eine große Bedeutung für mich”, sagt sie. Diesmal besonders, um die Marathon-Enttäuschung loszuwerden. Ziele motivieren bekanntlich, schneller wieder ins Training zu finden. Und vielleicht zahlt sich ja nun die Ausdauergrundlage aus dem Marathontraining aus. Eine Wundertüte. Drei Tage vor Silvester absolvierte die zweimalige Hindernis-Europameisterin 200-m-Tempoläufe mit Partner Robert Blumentritt. Der in der Jugendzeit erfolgreiche Mittelstreckler geht übrigens im Elitelauf der Männer an den Start – ebenfalls für den Verein Silvesterlauf Trier.
15.30 Uhr: Bitburger 0,0%-Lauf der Asse
Wie endet die Revanche zwischen Amanal Petros und Samuel Fitwi? Dreieinhalb Wochen, nachdem der Marathon-Vizeweltmeister von Hannover 96 den Topathleten des Vereins Silvesterlauf Trier in Valencia als deutschen Rekordler über die klassische 42,195-km-Distanz entthront hat, geht es über 5 Kilometer ans Eingemachte… Ein Sprint ist das für die beiden Ausdauerwunder.
Vorjahressieger Mike Foppen aus den Niederlanden und der erst 20 Jahre alte Harbert Kibet aus Uganda (Fünfter der U20-WM 2024) sind die spurtstärksten Athleten im Feld. Nach einer Verletzungspause tritt Max Thorwirth, der im Vorjahr als Zweiter hinter Foppen nur knapp den ersten deutschen Sieg seit 2013 verpasste, diesmal mit zurückgeschraubten Ambitionen an: “Ich trainiere seit ein paar Wochen wieder schmerzfrei, aber da fehlt noch etwas”, sagte der 30-jährige Düsseldorfer am Dienstag in der Pressekonferenz im Athletenhotel IBIS Styles: “Die großartige Atmosphäre in Trier wollte ich mir aber nicht entgehen lassen.”
Die Aussichten auf den insgesamt vierten deutschen Männersieg in dreieinhalb Jahrzehnten Silvesterlauf-Geschichte ordnete Thorwirth mit Blick auf die neben ihm sitzenden Amanal Petros und Samuel Fitwi realistischerweise als sehr gering ein: “Wenn man in die Starterliste schaut, muss man ehrlicherweise sagen: Das ist ein Riesenaufgabe.” Samuel Fitwi versprach, “dass ich alles bei meinem Heimrennen geben werde, was mein Körper so kurz nach dem Marathon noch hergibt”. Es sei “einfach irgendwie mein Ursprung. Da darf ich nicht fehlen”, meinte der 29 Jahre alte deutsche Meister, der 2014 als Flüchtling nach Deutschland gekommen war, in der Eifel landete und erst dort mit dem Laufen begann. Der Silvesterlauf in Trier war 2016 sein erster internationaler Wettkampf.
Trier liebt Samu: Als Zeichen der Wertschätzung erhielt der sympathische Marathoni aus den Händen von Oberbürgermeister eine Zeichnung des römischen Kaisers Marc Aurel. Den gleichen Druck aus der limitierten Auflage einer Zeichnung des Trierer Karikaturisten Roland Grundheber überreichte Leibe auch Gesa Krause und Olivia Gürth für ihre Trier-Botschafterleistungen im Jahr 2025.
Amanal Petros’ Vorfreude auf den neuerlichen Vergleich mit Samuel Fitwi ist groß. “Es macht immer Spaß, wenn Samu und ich in einem Rennen sind. Wir fordern uns. Das tut uns gut”, sagt der in Tokio spektakulär nur um Sekundenbruchteile besiegte WM-Zweite. Mit zwei Podiumsplatzierungen beim Trierer Silvesterlauf ist er bereits notiert (2019 und 2022). Die beiden Marathon-Rivalen pflegen übrigens einen höchst respektvollen Umgang. Bestes Zeichen: Samuel holte Amanal am Dienstag vom Kölner Hauptbahnhof ab und zeigte ihm anschließend seine neue Wohnung in der Vulkaneifel. Beide fuhren dann weiter nach Trier zum Medientermin.
Samuel als Aushängeschild des Vereins, aber zudem sechs weitere seiner Klubkollegen werden am letzten Tag des Jahres an der Startlinie stehen. Dazu zählt Mathis Kaufmann deutscher U23-Meister im Marathon sowie Andre Ramisch, der im zu Ende gehenden Jahr mit Fitwi und Kaufmann DM-Silber in der Marathon-Teamwertung für den Silvesterlauf Trier e.V. gewann. Zudem Tobias Paszkiet, Gesamtsieger des 4regioCups 2025, Robert Blumentritt (siehe oben), Fabian Marondel und als jüngster Silvesterläufer Demian Güntzer. Bei dem 18-Jährigen schließt sich ein Kreis: Sein 2017 verstorbener Vater Christoph war 1990 Mitinitiator des ersten Silvesterlaufs und Mitbegründer des Vereins im Jahr 2002.




