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Attaouis unfassbarer Kilometer

Nur sieben Hundertstelsekunden fehlten Moha Attaoui am Europarekord von Sebastian Coe. Der Spanier ist Drittschnellster der Geschichte.

Das Beste zum Schluss! So beginnt der Bericht von Holger Teusch in der Printausgabe des Trierischen Volksfreund: Als Mohamed Attaoui kurz vor der Ziellinie seinen rechten Arm in die Höhe reckte, sprang die Uhr gerade von 2:11,9 auf 2:12,0 Minuten um. 1800 Zuschauer im Moselstadion hatten den Spanier ganz nah an den 1000-Meter-Weltrekord von Olympiasieger Noah Ngeny aus Kenia herangetrieben. Am Ende fehlten dem 800-m-Vizeeuropameister mit der offiziellen Siegerzeit von 2:12,25 Minuten lediglich 0,29 Sekunden. Außer Ngeny war weltweit bisher nur die britische Mittelstrecken-Legende Sebastian Coe schneller. Der aktuelle Präsident des Welt-Leichtathletikverbandes World Athletics war vor 44 Jahren einen Kilometer in 2:12,18 Minuten gelaufen.

Coes Europarekord ist also noch vier Jahre älter als die Kunststoffbahn im Moselstadion. Dennoch lobte Attaoui den betonharten Tartanbelag: „Die Bahn ist schnell und das Stadion klein, aber mit einer tollen Atmosphäre. Das Publikum hat mich gepusht. Nach diesem tollen Rennen bin ich optimistisch für Tokio.“ Bei der am 13. September beginnenden Weltmeisterschaft greift er über 800 Meter nach einer Medaille. Weitere Bilder seines unfassbaren Kilometers am Ende des Texts. Der nur knapp geschlagene Kenianer Fedstus Lagat (2:12,96) ist nun der fünftschnellste 1000-Meter-Läufer der Geschichte, der drittplatzierte Franzose Paul Anselmini (2:15,79) freute sich über einen nationalen Rekord.

Zweimal WM-Bronze hat Gesa Krause bereits gewonnen und sechsmal stand die Lokalmatadorin vom Flutlichtmeeting-Ausrichterverein Silvesterlauf Trier seit 2011 im Finale über 3000 Meter Hindernis. Nur 2023 in Budapest fehlte sie vier Monate nach der Geburt ihrer Tochter. Lolla freute sich am Dienstagabend, dass sie zur Mama auf die dritte Stufe des Siegerpodests klettern durfte. Krause strahlte nach ihrem grandiosen Wettkampf-Comeback nach fast drei Monaten Ungewissheit nach ihrem Rippenbruch. Sie meldete sich mit einem Paukenschlag, persönlicher 1500-Meter-Bestzeit von 4:04,91 Minuten, zurück. Damit verbesserte sie nebenbei auch den seit 1977 bestehenden Rheinland-Pfalz-Rekord um knapp zwei Sekunden.

„Hier heute Bestzeit zu laufen, das war genial. Mein Trainer sagt immer: Gesa bleib’ bloß dran. Hinten raus, das ist deine Stärke“, erzählte Krause. „Bei meiner siebten WM zum siebten Mal ins Finale zu kommen, wäre klasse. Das hat glaube ich noch niemand geschafft.“ Dass sie bei der Generalprobe über die Unterdistanz die US-Amerikanerinnen Taryn Rawlings (4:03,78) und Eleanor Fulton (4:04,40) nicht mehr abfangen konnte, war Nebensache.

Aber müßig zu erwähnen, dass Rawlings Resultat so wie fast alle anderen Siegerzeiten der Eliterennen neue Moselstadionrekorde sind. Einzig über 800 Meter der Frauen blieb die Weltklassezeit von 1:57,69 Minuten unangetastet. Doch Majtie Kolberg jubelte nach 1:59,52 Minuten wie nach einem Rekordlauf. Der Knoten ist bei der Olympia-Halbfinalistin geplatzt: rechtzeitig zur WM die langersehnte Zeit unter zwei Minuten! „Mit so einer Zeit nach Japan zu fahren, ist klasse. In Trier zu laufen, fühlt sich immer so vertraut an“, freute sich die 25-Jährige aus Ahrweiler, die in ihrer Jugend viele Rennen in Trier absolvierte.

Bei den Männern liegt die Moselstation-Bestmarke über 1500 Meter nun bei 3:31,65 Minuten. Samuel Chapple spurtete knapp an Jude Thomas (3:31,87) vorbei. Der Niederländer und der Australier werden in Japan wieder aufeinandertreffen. Wie stark das Feld war, zeigt, dass der deutsche Hindernislaufmeister und EM-Dritte Karl Bebendorf (Dresden) in 3:37,69 Minuten nur den 13. Platz belegte. Luxemburgs Olympia-Finalist Charles Grethen wurde mit Saisonbestleistung (3:35,70) Elfter und musste anschließend mit ansehen, wie ihm ein junger Norweger seinen 3000-Meter-Moselstadionrekord abluchste. U-20-Weltmeister Andreas Fjeld Halvorsen verbesserte die Marke um drei Sekunden auf 7:40,21 Minuten.

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Den Anfang im Rekordreigen machte am Dienstagabend Lilly Förster. Die 14-Jährige vom PST Trier verbesserte den rheinland-pfälzischen U-16-Rekord über 2000 Meter um fünf Sekunden auf 6:23,92 Minuten. Rund 100 Kinder und Jugendliche bis 15 Jahre zeigten vor den Spitzenkönnern, was sie über 800 Meter oder 2000 Meter drauf haben. Sport und Bewegung für alle lautet das Flutlichtmeeting-Motto, sagt Meeting-Direktor Berthold Mertes. Dazu gehört auch der Lux-top-Inklusionslauf. Die drei gemeinsamen Stadionrunden von Menschen mit und ohne Beeinträchtigung wurden zum zweiten Mal zum emotionalen Höhepunkt des Läuferabends.

Der Kenianer Festus Lagat (links) ist nun die Nummer 5 der ewigen Weltbestenliste über 1000 Meter.