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Als Haile fast den Sieg verstolperte

Einen Vorteil hat Thomas Schröter. Er sitzt im Warmen, auch wenn es mal richtig kalt ist beim Silvesterlauf. Im Trockenen, falls es mal regnet. Was in Trier glücklicherweise äußerst selten am 31. Dezember vorgekommen ist, seit die Kult-Sportveranstaltung 1990 ihre Premiere in der Innenstadt feierte. Thomas Schröter ist von den rund 150 freiwilligen Helfern beim Silvesterlauf einer mit einer besonders verantwortungsvollen Aufgabe. Er fährt im TOYOTA-Führungsfahrzeug bei allen neun Wettbewerben jeweils die erste Runde vor dem Läuferfeld. Das tut der 46-jährige Trierer nun schon seit mehr als 20 Jahren. Und erfüllt die gleiche Aufgabe auch beim ebenfalls vom Verein Silvesterlauf Trier veranstalteten Firmenlauf (jeweils am Vorabend von Christi Himmelfahrt) schon seit der Premiere 2014.

Beim Bitburger 0,0%-Lauf der Asse muss Schröter auf den Geraden schon mal etwas mehr beschleunigen, damit er rechtzeitig um die Kurven kommt, bevor die Schnellsten mit rund 25 km/h um die Ecken rennen. Knackpunkt auf der 1-Kilometer-Runde durch die City ist die etwas spitze Kehre von der Fleischstraße in die Nagelstraße. Vor dem Start von Bambini- und Kinderläufen steht er mit dem Auto auch schon mal dicht umringt (Foto), bevor die ersten Meter in der Fleischstraße dank resoluter Streckenordner freigemacht worden sind. Damit die Jüngsten endlich losflitzen können. In der heutigen Printausgabe des Trierischen Volksfreundes und online auf volksfreund.de lässt TV-Reporter Holger Teusch den Piloten seine kuriosesten Erlebnisse im Lauf der Jahre schildern. Auch die Schrecksekunde, in der Weltstar Haile Gebrselassie 2009 fast den Sieg verstolperte, weil er auf das Führungsfahrzeug auflief…

Ein paar Auszüge aus dem Volksfreund-Artikel… (in voller Länge auf einer ganzen Seite mit Bildern heute in der gedruckten Zeitung)

Der 20. Bitburger-0,0%-Silvesterlauf in Trier hat sich ins kollektive Gedächtnis der Laufszene weit über die Region hinaus eingebrannt: Haile Gebrselassie an der Mosel – und fast in Thomas Schröters Kofferraum! Geschätzt 20.000 Menschen stehen an dem Ein-Kilometer-Rundkurs, um die Lauflegende aus Äthiopien hautnah zu erleben. Am liebsten so nah, dass Schröter als Fahrer der Führungsautos nach der ersten Runde Probleme hat, seine Parkbucht anzusteuern.

„Es waren so viele Menschen an der Strecke, dass ich erst im letzten Moment zur Seite fahren konnte – und Gebrselassie stand vor meinem Kofferraum“, erzählt er. Der 27-malige Weltrekordler hatte, wie bei Stadtmarathons gewohnt, das Führungsfahrzeug im Visier und war mit abgebogen.Die im Kofferraum zusammengequetschten Fotografen schauten verdutzt, als der Superstar fast zu ihnen hineinstürzte. Doch Gebrselassie war schnell wieder auf der Silvesterlauf-Runde. Er siegte, aber der Streckenrekord war futsch. Zwei Sekunden fehlten am Ende. Genau die Zeitspanne zur damals gültigen Bestmarke von 22:21 Minuten (für acht Kilometer).  …

Wie ist es zu seinem ehrenamtlichen Einsatz gekommen?

Als der vor einigen Jahren verstorbene Christoph Güntzer ihn 2002 fragte, ob er sich vorstellen könne, beim Silvesterlauf das Führungsfahrzeug zu fahren, sagte der damals 25-Jährige direkt zu. Güntzer hatte zusammen mit Berthold Mertes 1990 den Silvesterlauf initiiert und war ein Arbeitskollege bei einer Bank in Luxemburg. Wie Schröters Frau Melanie, die weiterhin als erfolgreiche Seniorensprinterin und Nachwuchstrainerin beim Post-SV Trier aktiv ist. „Christoph hat mir alles erklärt und sich um viel gekümmert“, erzählt er. In der ersten Zeit sei er vor dem ersten Start auch immer die Strecke abgegangen, um sich zu vergewissern, dass er alle Details noch präsent hat. Die Kurve von der Fleisch- in die Nagelstraße ist der neuralgische Punkt des Parcours. Gerade in den Eliteläufen muss Schröter diese Stelle mit genügend Vorsprung erreichen, damit er nicht plötzlich zum Hindernis wird. Die besten Läufer stürmen mit fast 25 km/h über die Strecke. Eine Geschwindigkeit, mit der das Führungsauto die enge Kurve nie und nimmer durchfahren kann.