Achilles und die Olympioniken

Diese Gelegenheit ließen sich Irina und Vanessa Mikitenko nicht entgehen: Wenige Stunden, nachdem die Tochter der deutschen Marathonrekordlerin am vergangenen Dienstag als Neuzugang des Vereins Silvesterlauf Trier vorgestellt worden war, besuchten beide die “brutal lustige Lesung” von Hajo Schumacher, vielen in der Laufszene besser bekannt als “Achim Achilles”. Im Kasino am Kornmarkt las der Autor aus seinem neuen Kriminalroman “Lügen haben schnelle Beine”, immer wieder unterbrochen von humoristischen Einlagen. Den Nachweis seiner Reaktionsfähigkeit trat Schumacher im Stirnband-Boxen (“Boxreflex”) an und hatte Lacher wie Bewunderer auf seiner Seite. Beim Boxreflex geht es darum, einen per Gummiband an einem Stirnband befestigten und immer wieder zurückschnellenden Tennisball reaktionsschnell wegzuboxen. Auch in einem Plank-Duell mit einem Freiwilligen aus dem Publikum bewies der 60-Jährige seine Fitness: Lesenderweise brachte Schumacher es auf mehrere Minuten in der starren Position der aktuell sehr populären Rumpfkräftigungsübung – abgestützt nur auf Fußspitzen und Ellbogen in waagerechter Körperposition..
Schumacher bot sich eine seltene Gelegenheit anderer Art. Nämlich die, sich ein Foto mit drei Olympiateilnehmern und einer der größten deutschen Laufhoffnungen zu sichern. Als nämlich die 20-jährige Vanessa Mikitenko (U23-EM-Zweite über 5000 Meter), deren Wechsel vom SSC Hanau-Rodenbach zum Leichtathletik-Spitzenklub von der Mosel nachmittags bei Frauenlauf-Titelsponsor Edith Lücke bekanntgegeben worden war, sich neben ihre auf einem Roll-up in Lebensgröße abgebildeten künftigen Vereinskollegen Gesa Krause, Olivia Gürth und Samuel Fitwi postierte, war auch der Autor blitzschnell wie sein Romanprotagonist Peer Pedes zur Stelle. Clevererweise mit einem Exemplar seines neuen Buches.
2024 war Schumachers erster Lauf-Krimi unter dem Titel “Nur der Tod ist schneller” erschienen, in dem Kommissar Peer Pedes während des Berlin-Marathons einen spektakulären Mordfall löst. Der Erstling soll nun verfilmt werden, der dritte Band ist quasi fertig geschrieben. Hajo Schumacher schreibt definitiv schneller als er läuft … Den Ausdauersport hat er nie so hundertprozentig ernst genommen. In seiner ab 2004 regelmäßigen Kolumne bei Spiegel Online über Läufer, Walker hatte er die Eigenheiten vieler Hobbysportler mal mehr, mal weniger liebevoll auf die Schippe genommen. Nach 15 Jahren dann verabschiedete er sein Alter Ego „Achim Achilles“ in den Ruhestand und verkündete in einer Videobotschaft, dass er nun „Laufsichtsrat“ der neuen Achilles Running-Onlineseite werde. Das ist kein Witz, die Seite existiert,
Norbert Ruschel, Sportvorstand des Vereins Silvesterlauf Trier, hatte Hajo Schumacher an die Mosel gelockt. “Wir haben viel gelacht. Hajos Beitrag ist eine brillante Werbung für den bevorstehenden Silvesterlauf”, sagte Ruschel, der es als wichtig bezeichnet, “immer mal wieder über den Tellerrand des Sports zu blicken”. Motto: Laktat für die Lachmuskeln! Ganz in einer Tradition: 2009 und 2019 hatte Dieter Baumann die Trierer Laufcommunity amüsiert.
Nicht ganz so ernst geht es für das Gros der Sportler auch beim Trierer Silvesterlauf am 31. Dezember zu: Also nichts wie anmelden!


