Samu Fitwi im ZEIT-DOSSIER

Samuel Fitwis außergewöhnliche Lebensgeschichte ist schon häufiger erzählt worden. In einer 45-minütigen Fernseh-Doku des SWR, in zahlreichen Zeitungsartikeln. Selten gelang dies aber so detailliert und einfühlsam wie Autor Lars Spannagel in seiner Reportage in der jüngsten Ausgabe der ZEIT. Das DOSSIER der auflagenstärksten deutschen Wochenzeitung widmet dem deutschen Marathonrekordler vom Verein Silvesterlauf Trier in seiner jüngsten Ausgabe drei Seiten! Selten wurde so erhellend auch die besondere Herausforderung des Marathonlaufs geschildert. Die enorme Willensanstrengung, die auf der klassischen 42,195 km-Distanz über Erfolg und Misserfolg entscheidet. Die Leidensfähigkeit, die Härte gegen sich selbst.
“Schmerz kommt in vielen Gestalten”, schreibt Lars Spannagel. “Manche Menschen werden von ihm gebremst und gestoppt. Marathonläufer leben davon, ihn in eine Antriebskraft zu verwandeln. Es ist der Schmerz, der ungefähr ab Kilometer 30 die Herrschaft übernimmt. Dann sind die Kohlehydratspeicher leer, und die Muskeln brennen. Dann leiden die Gelenke und Fußsohlen darunter, immer und immer wider das Körpergewicht auf dem Asphalt abfedern zu müssen.” Eine Erfahrung, die jeder Sportler besonders intensiv empfindet, wenn er zum ersten Mal einen Marathon läuft. Das war bei Samuel Fitwi im Februar 2023 der Fall. In Sevilla lief er sein Debüt in 2:12:14 Stunden.
Wenige Wochen zuvor hatte sich Samuel Fitwi dem Verein Silvesterlauf Trier angeschlossen. Sein Klub trägt dazu bei, ihm den Weg in die Weltspitze zu ebnen. Der nächste Karriere-Turbo, einige Monate später: ein Sponsoringvertrag mit dem Sportartikelhersteller “on”, der auch die Silvesterlauf-Topathletinnen Gesa Krause und Olivia Gürth ausrüstet. Personelle Konstanten: Trainer Yannik Duppich, der Fitwis Talent 2016 entdeckt hatte und ihn immerhin bereits zu drei deutschen Meistertiteln im Crosslauf und zur EM-Teilnahme 2022 über 10.000 Meter geführt hatte. Und sein Manager und Mentor Jörg Ullmann, der Fitwis Umfeld und die finanzielle Basis organisiert hat. Zehn Jahre, nachdem er ins Erstaufnahmelager in Trier ankam, ist Samuel Fitwi Laufprofi.
Duppich ist Gerolsteiner, Ullmann Hillesheimer – und die beiden sind nicht die einzigen, die maßgeblichen Anteil am Karriereweg des inzwischen 29-Jährigen haben. Der Erfolg hat bekanntlich viele Väter. Wurzel Vulkaneifel: Mit neun weiteren aus ihrer Heimat geflüchteten Afrikanern wurde Samuel 2015 in Oberbettingen untergebracht. Die anfängliche Skepsis von Hans-Jakob Meyer, dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister, war unbegründet: “Einige Leute spendeten Regenschirme, andere reparierten ihre alten Regenschirme, damit die Geflüchteten nicht dauernd in ihrer Unterkunft herumhocken mussten”, illustriert Meyer die Hilfsbereitschaft der Eifeler in der “Wir-schaffen-das”-Ära. Nächster Glücksfall für Samuel: Der Hillesheimer Schulleiter Christian Linden nahm ihn Zuhause in seiner Familie auf.
Gut nachvollziehbar, was Lars Spannagel im ZEIT-Artikel wie folgt beschreibt: “Mittlerweile wetteifern mehrere Orte der Eifel darum, wer ihn für sich reklamieren kann. Oberbettingen, wo er als Geflüchteter ankam? Stadtkyll, wo er bei Familie Linden einzog? Gerolstein, wo er zwischenzeitlich wohnte und trainierte? Hillesheim, wo er heute lebt?”
Wie fast alle Läuferinnen in der Weltspitze (z.B. auch Gesa Krause und Olivia Gürth) hält sich auch Samuel Fitwi inzwischen rund acht Monate im Jahr in Höhentrainingslagern auf. Die äthiopische Hauptstadt Addis Ababa ist seine Trainings-Basis, Samuel trainiert dort in einer von Ex-Weltklasse-Marathonläufer Tessema Abshero gecoachten Gruppe mit Dutzenden internationaler Spitzenathleten. Einer davon ist Haymanot Alew, der sich kurioserweise bereits 2015 in die Siegerliste des Trierer Silvesterlaufs eintrug.
Zu diesem Zeitpunkt ist Samuel noch kein Läufer. Im Sommer 2016 fällt sein Ausdauertalent bei einem Cooper-Test in der Schule auf. Der Sportlehrer schickt ihn zu Yannik Duppich, Athlet und Trainer bei der LG Vulkaneifel. “Der atmet ja gar nicht”, sagt Duppich, damals selbst ein 30-Minuten-Läufer über 10 Kilometer, nach den ersten Trainingseinheiten. Der Anfang von allem…
Was Samuel bewegt, wo er sich bewegt, samt seiner bewegenden Geschichte: All das erzählt Lars Spannagel im ZEIT-DOSSIER unter der Headline “Wie Samuel Fitwi mit 27 zum Wunderkind wurde” – sehr ausführlich und intensiv. Bis Mitte nächster Woche gibt es die gedruckte Zeitung noch am Kiosk.






