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Samu überragt: Platz 5 und Team-Bronze

Zwischen Kilometer 19 und 20 setzte Samuel Fitwi alles auf eine Karte: “Ich habe die Führung übernommen und Druck gemacht”, erzählte der 28-Jährige vom Verein Silvesterlauf Trier. Es war der Versuch, sich aus der fünfköpfigen Spitzengruppe abzusetzen, da Fitwi seine Schwäche im Endspurt bewusst war. Die frühzeitige Attacke als einzige Chance auf eine Einzelmedaille, das Stadion Olimpico schon vor Augen. Dass dieser Traum am Sonntagmorgen beim EM-Halbmarathon nicht ganz in Erfüllung ging, sei’s drum. “Das Ergebnis macht mich glücklich”, sagte Fitwi: “Ich bin auf dem richtigen Weg in Richtung der Olympischen Spiele in Paris.”

Als Fünfter im Ziel des 21,0975-km-Rennens von Rom nach einem äußerst mutigen Auftritt übertraf Samu deutlich die Erwartungen: es ist seine bislang beste Platzierung bei einer internationalen Meisterschaft, bedeutet persönliche Halbmarathon-Bestzeit (abermals Rheinland-Pfalz-Rekord) von 1:01:17 Stunde bei schwüler Witterung. Und vor allem war er verlässliche Größe im deutschen Team, das die erhoffte Bronzemedaille hinter Italien und Israel holte. So lässt sich die rundum gelungene Vorstellung des Trierer Silvesterläufers zusammenfassen.

Einzel-Bronze ging an Amanal Petros (SCC Berlin), den glamourösen nationalen Rekordler über die halbe und die ganze Marathon-Distanz. Petros hat in der Vergangenheit beim Silvesterlauf in Trier schon beeindruckende Rennen gezeigt und beim “deutschen Sao Paulo” nur knapp einen Sieg verpasst – so wie Richard Ringer: Dem amtierenden Marathon-Europameister vom LC Rehlingen fehlte in Rom etwas die Puste, er wurde 28. (1:03:53). “Am Anfang ging es turbulent los, sehr viel Pflasterstein, sehr viele Kurven. Und vorne haben sie ordentlich Druck gemacht”, sagte Ringer: “Ich habe gemerkt, dass es für mich zu warm ist, die Beine waren schwer.” 

Lauter Jubel der Gastgeber begleitete die Halbmarathonläufer auf ihre Schlussrunde im Olympiastadion. Denn der favorisierte Athlet, der vorneweg stürmte, war der Italiener Yeman Crippa. An seinen Fersen heftete Amanal Petros. Doch ein Angriff auf ganz vorn gelang der “German machine” (wie er sich selbst gerne nennt) nicht mehr, Aman knickte auf der Gegengeraden um und musste sich auf der Zielgeraden auch dem heranstürmenden Italiener Pietro Riva geschlagen geben. 

1:01:03 Stunden bescherten Crippa Gold mit Meisterschaftsrekord, eine Sekunde dahinter kam Riva ins Ziel. Petros ließ austrudeln (1:01:07). Über seine erste internationale Einzelmedaille bei den Aktiven freute er sich riesig. Ebenso “happy” war Samuel, zumal er – wie er nach dem Rennen nur am Rande erwähnte – in der Vorbereitung zuletzt zwei Wochen lang wegen einer Erkältung fast nur an der Ausdauer gearbeitet hatte und wenig Tempo trainieren konnte. Weshalb sein Trainer Yannik Duppich, der Samu neben einer kleinen Fangemeinde aus Trier und der Eifel an der Strecke lautstark unterstützte, nach den ersten fünf Kilometern noch intensiveres Bauchbkribbeln als üblich verspürte: “Samu geht total mutig an, aber das Anfangstempo von 14:35 Minuten ist verdammt hoch.”

Amanal und Samu: Von Beginn an waren die beiden, die im Teamhotel ein Zimmer teilen, aktiv in der Spitzengruppe. Ihr Mut wurde belohnt, denn die beiden Top-Fünf-Ergebnisse legten den Grundstein für Bronze (3:05:33 Stunden) in der Mannschaftswertung, in die auch das Ergebnis des drittbesten DLV-Läufers Filimon Abraham (LG Regensburg; 1:03:09) auf Rang 22 einging. Teamgeist pur war im Ziel zu beobachten: Samu half seinem am Boden liegenden Freund Amanal wieder auf die Beine. Dann war Zeit für ein Teamfoto. (Danke dafür, Norbert Wilhelmi)

Sicher und selbstbewusst traten Amanal, Samu und ihre Teamkollegen in der ARD-Liveübertragung vor die Kamera. “Die Fahne um die Schultern zu haben, bedeutet mir sehr, sehr viel. Ich bin sehr froh”, sagte Amanal, “Ich habe den dritten Platz gesichert und auch die Mannschaft war ziemlich gut. Es ist eine internationale Meisterschaft und es kann alles passieren. Klar, kein Gold – aber Bronze ist okay. Beim Gedanken an die Siegerehrung bekomme ich Gänsehaut.” Die spürte auch sein Zimmerpartner: “Es war richtig cool in Rom. Das Gefühl, für eine Mannschaft zu laufen, ist ein ganz besonderes für einen Einzelsportler.”

Stolze Wegbereiter des Erfolgs von Samuel seit Jahren: Die “Eifel-Gang” im Olympiastadion von Rom, von links Trainer Yannik Duppich, Manager Jörg Ullmann und Yanniks Vater Klaus.