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Samuels Ehren-Marathon

Ehre wem Ehre gebührt: Samuel Fitwi vom Verein Silvesterlauf Trier hat sich Anfang Januar im Marathon für die Olympischen Spiele 2024 in Paris qualifiziert. „Wir können stolz sein, dass so ein toller Athlet unsere Stadt in der Sportwelt vertritt”, sagte Triers Oberbürgermeister Wolfram Leibe bei einem Treffen mit dem zweitschnellsten Marathonläufer der deutschen Sportgeschichte im Trierer Rathaus und würdigte mit diesem Satz die außergewöhnliche Bedeutung des 28-Jährigen für Trier. Die klassische 42,195-Kilometer-Distanz hat wahrlich Tradition in der Moselstadt, begründet durch die Erfolge der Brüder Manfred und Herbert Steffny: als zweimaliger Olympiateilnehmer (Manfred 1968 und 1972) sowie Europameisterschaftsdritter (Herbert 1986). Beide haben auch als Laufbuchautoren internationales Renommee.

Samuel Fitwi hat jüngst beim Dubai-Marathon am 7. Januar mit seiner Zeit von 2:06:27 Stunden (entsprechend einem Kilometertempo von exakt 3:00 Minuten!) die Trierer Marathon-Tradition auf eine neue Ebene gehoben. Nur der deutsche Rekordler Amanal Petros (2:04:58) war je schneller als das Aushängeschild des Silvesterlauf-Vereins. Mit Petros und Europameister Richard Ringer bildet Fitwi das deutsche Team für Paris. “Ich hoffe, ich kann ihn mit vielen weiteren Trierer Fans am 10. August beim olympischen Marathonlauf in Paris anfeuern“, sagte Wolfram Leibe.

Mit dem Termin im Rathaus beim Oberbürgermeister, der Fitwi und dessen Trainer Yannik Duppich blaue Shirts mit Trier-Silhouette überreichte (Foto), endete für den Olympioniken ein mehrwöchiger Ehren-Marathon. “Das war anstrengender als das Rennen in Dubai”, scherzte der Ausnahmeathlet, der in den vergangenen Wochen neben Sponsorenverpflichtungen und Empfängen auch zahlreichen Medienwünschen genügen musste.

Im Jahr 2015 war der aus Eritrea stammende Fitwi aus seiner Heimat geflüchtet. Seither lebt er in der Eifel, hat seine Wohnung weiterhin in Gerolstein – und ist der Region auch im Zuge seiner konsequenten Professionalisierung treu geblieben, als er zum 1. Januar 2023 von der LG Vulkaneifel zum Verein Silvesterlauf Trier wechselte. Gleich bei seinem Marathon-Debüt im Februar 2023 rannte er Rheinland-Pfalz-Rekord (2:12:23 Stunden), steigerte sich Ende September in Berlin auf 2:08:28 Stunden. Die in der Hauptstadt um die Winzigkeit von 18 Sekunden verpasste Olympianorm hat er vor nun knapp vier Wochen abgehakt. “Für mich geht ein Traum in Erfüllung”, sagte Fitwi, “und ich bin sehr stolz und glücklich, mein jetziges Heimatland bei den Spielen in Paris vertreten zu dürfen”.

An den Rathaus-Besuch schloss sich im wenige Gehminuten entfernten Mondo del Caffè in der Fahrstraße die Vertragsverlängerung mit seinem Verein an. Fitwi und Hans Tilly, der Vorstandssprecher des Vereins Silvesterlauf Trier, unterzeichneten eine Verlängerung um drei Jahre zu unveränderten Konditionen. “Wir sind stolz darauf, dass Samuel sich langfristig zu unserem Club und damit auch zur Läuferstadt Trier bekennt”, sagte Tilly. Silvesterlauf-Finanzchef Ferdinand Kordel überreichte Fitwi die von Verein versprochene Prämie für die Olympiaqualifikation.

An diesem Samstag verabschiedet sich der Silvesterläufer, der in seinem Geburtsland in einer Höhenlage von etwa 2400 Metern über dem Meeresspiegel aufgewachsen ist, übrigens vorerst wieder in Richtung Äthiopien. Die Erholungsphase nach erfüllter Olympianorm geht zu Ende, und zum konsequenten Höhentraining gibt es für Marathonläufer keine Alternative. Auch Gesa Krause und Olivia Gürth, die beiden Hindernislauf-Asse des Vereins Silvesterlauf Trier, trainieren auf ihrem geplanten Weg zu den Olympischen Spielen mehrere Monate lang in Höhenlagen um und über 2000 Meter.

Mit zahlreichen anderen internationalen Spitzenathleten nimmt Fitwi in Ostafrika die erste wichtige Vorbereitungsphase auf Paris in Angriff. Zwei Zwischenstationen sind geplant: Die Halbmarathons in Berlin. (2. April) und bei den Europameisterschaften in Rom Anfang Juni.

Vor der Abreise nach Äthiopien stand an diesem Freitag noch ein Check bei Dr. Jens Enneper in Köln auf dem Programm. Dem Orthopäden, der das Vertrauen einer Vielzahl deutscher Spitzensportler genießt, brachte Samuel aus Trier ein Silvesterlauf-Shirt mit (Foto). Enneper gab Fitwi grünes Licht: Dem Trainingsaufbau mit Blickrichtung Olympia steht nichts mehr im Weg. Nach vier Wochen Erholung beginnt für Samuel am Montag wieder der Ernst des Läuferlebens. Bedeutet: Trainieren, trainieren, trainieren.