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“Trier … – ein cooles Gefühl”

Das Trierer Moselstadion wurde am 9. September 2022 zur Weltrekordbahn, und die Protagonistin Jolanda Kallabis nun als Deutschlands „Jugend-Leichtathletin des Jahres“ ausgezeichnet. Den Preis als Nachwuchsläuferin des Jahres hatte sich die junge Freiburgerin bereits Anfang Dezember in Trier im Rahmen einer Gala im Römersaal abholen dürfen. Nun ist sie also auch Deutschlands Jugend-Leichtathletin des Jahres geworden. “Joli” , wie sie in der Laufszene gerufen wird, ist noch nicht einmal 18 Jahre alt, aber bricht schon Rekord um Rekord: Vergangenes Jahr verzauberte sie die Leichtathletik-Welt mit Hindernis-Gold bei der U18-EM und einer U18-Weltbestleistung. Das schreibt Autorin Svenja Sapper in ihrem Bericht für das Fachportal leichtathletik.de, der wie folgt weitergeht:

Ihr persönliches Highlight der Saison 2022 zu benennen, fällt Jolanda Kallabis (FT 1844 Freiburg) schwer. „Das ist ein knappes Ding“, sagt sie. „Aber ich glaube, es war der Weltrekord.“ Am zweiten September-Freitag war sie beim Flutlichtmeeting in Trier die 2.000 Meter Hindernis in 6:07,72 Minuten gerannt, schneller als je eine Läuferin der U18 zuvor.  (unser Foto zeigt “Joli” nach ihrem Sieg mit der Polin Alicja Konieczek (2.), der Kenianerin Virginia Nymbura (3.) sowie Hans Tilly (links), Vorstandssprecher des veranstaltenden Vereins Silvesterlauf Trier, und Meetingdirektor Berthold Mertes)

Hauchdünn dahinter sortiert das Lauftalent den Sieg bei den U18-Europameisterschaften in Jerusalem (Israel) im Juli ein. „Der Weltrekord kam völlig unerwartet“, erklärt die Freiburgerin. „In Jerusalem war ein bisschen Druck da, weil ich wusste: Ich muss eigentlich gewinnen. Da mischte sich am Ende mit der Freude auch etwas Erleichterung. In Trier konnte ich befreit laufen, das war echt ein cooles Gefühl.“ Ihre Bestzeit verbesserte sie im Laufe der Saison um 21 Sekunden – dabei war schon der alte Hausrekord deutsche U18-Bestleistung gewesen.

Der Rekordregen von 2022, so langsam ist er bei der Athletin angekommen. „Ich habe jetzt alles registriert und reflektiert und noch einmal durchlebt“, sagt Jolanda Kallabis. Dass sie schnell laufen kann, hatte sie gewusst, sich aber nicht einmal in ihren kühnsten Träumen ausgemalt, dass es so flott werden würde. „Das ganze Jahr lief besser, als ich es mir je hätte vorstellen können.“  

Auf dem Sportplatz groß geworden

Der Name Kallabis ist längst über die Grenzen der Läuferszene hinaus bekannt: Vater Damian wurde 1998 Europameister über 3.000 Meter Hindernis und hält in 8:09,48 Minuten den deutschen Rekord. Mutter Nina Rosenplänter ist Sportwissenschaftlerin und steuert das Training ihrer Tochter, seit sich diese vor drei Jahren vom Mehrkampf Richtung Laufen orientierte.  

„Ich würde schon sagen, dass ich auf dem Sportplatz aufgewachsen bin“, erzählt Jolanda Kallabis. „Aber meine Eltern haben mich nie zur Leichtathletik gedrängt – ich hatte einfach selber Bock darauf.“ Die Freiburgerin probierte auch andere Sportarten aus, doch schließlich setzte sich das Läufer-Gen durch. Mit 15 Jahren erzielte sie über 1.500 Meter Hindernis die erste von vielen deutschen Bestleistungen. Sportliche Vorbilder hat sie übrigens keine, wenngleich der Hindernislauf aktuell zu den Paradedisziplinen der deutschen Leichtathletik zählt.  

Bausteine im Erfolgspuzzle

Das Training stimmt das Mutter-Tochter-Gespann optimal auf Jolandas Bedürfnisse ab. Nina und Jolanda sind bei den Einheiten in der Regel nur zu zweit, die Mutter am Rand oder auf dem Rad, die Tochter auf der Bahn. Nicht in einer Gruppe zu trainieren, macht ihr nichts aus – so können die Trainingszeiten an den Stundenplan angepasst werden.  

Denn momentan bestimmt noch die Schule einen großen Teil des Alltags der 17-Jährigen. Neben Training und Unterricht bleibt kaum Freizeit. Kein Wunder also, dass sie den Anruf, der die frohe Kunde von der Auszeichnung als „Leichtathletin des Jahres“ übermittelt, in ihrer Mittagspause entgegennimmt.  

Jolanda Kallabis besucht die Staudinger Gesamtschule, eine Eliteschule des Sports und Partnerhochschule des Olympiastützpunkts Freiburg-Schwarzwald. In wenigen Monaten wird sie ihre Abiturprüfungen schreiben und ist froh, wenn dieser Stressfaktor wegfällt. Dass die Schule ihr entgegenkommt, hilft: Kallabis kann frühmorgens trainieren, Klausuren von unterwegs schreiben und wird für Trainingslager freigestellt.  

Neue Altersklasse, neue Strecken

In diesem Sommer möchte die 17-Jährige an ihre Erfolgsstätte zurückkehren: Die U20-EM findet in Jerusalem statt. Über die Hindernisse wird sie dort jedoch nicht in Erscheinung treten, sondern sich in den kommenden zwei bis drei Jahren auf die Mittelstrecke konzentrieren.  

Eine gemeinsame Entscheidung von Mutter und Tochter. „Es wäre, was die Trainingskilometer betrifft, ein zu großer Sprung“, erläutert Jolanda Kallabis. „Wir haben bisher eher geringe Umfänge trainiert. Mir machen die Mittelstrecken auch viel Spaß, ich möchte erst mal da alles ausreizen.“ Ihre Bestzeiten über 800 und 1.500 Meter liegen bereits jetzt deutlich unterhalb der U20-EM-Normen (2:07,80 min|4:24 min).

Ohnehin ist das Strecken-Repertoire der Freiburgerin beeindruckend: Die Richtwerte für die U18-EM erreichte sie vergangenes Jahr auf Distanzen von 400 Meter Hürden bis zu 3.000 Metern. Wenn es nach Jolanda Kallabis geht, sollen noch weitere Meriten hinzukommen. Die Errungenschaften ihres Vaters spielten in ihrem Alltag zwar nie eine große Rolle. Dennoch hat sie sich vorgenommen, mindestens genauso erfolgreich zu werden wie einst Damian Kallabis: „Wenn nicht sogar noch erfolgreicher.“ 

Eine kleine Bildergalerie als Rückblick auf das Trierer Rekordrennen vom 9. September 2022 … (das nächste SWT-Flutlichtmeeting im Moselstadion – mit Jolanda Kallabis – findet am 8. September 2023 statt)