Eine lohnende Zwischenlandung
Von vorne weg bestimmte Deborah Schöneborn (Foto: Norbert Wilhelmi) den Sparkasse Trier-Elitelauf der Frauen über 5 Kilometer – und hatte die Genugtuung, sich mit klarem Vorsprung auf der Zielgeraden in Richtung Hauptmarkt von den Zuschauern gebührend feiern zu lassen: Nach starken 15:56 Minuten – erst drei deutsche Frauen waren bei ihren Silvesterlaufsiegen schneller – hatte die 28-Jährige vom SCC Berlin im Ziel auf dem Hauptmarkt satte acht Sekunden Vorsprung vor der Überraschungszweiten Lisa Rooms aus Belgien und der zeitgleichen polnischen Mittelstreckenspezialistin Martyna Galant (16:04). Im ohrenbetäubenden Trillerpfeifenkonzert der Zuschauer hatte die favorisierte Hindernis-Vizeeuropameisterin Lea Meyer (16:05) die Attacke der beiden spurtstarken Konkurrentinnen zu spät mitbekommen und verlor im Endspurt ihren Platz auf dem Treppchen. Fünfte wurde Ruandas Talent Emelyne Izanbayo (16:18). Gesa Krause (20. in 17:31) genoss ihren letzten Wettkampf vor ihrer Babypause ohne sich zu verausgaben.
“Debbie” hatte bei ihrer “Zwischenlandung” in Deutschland mit diesem Sieg nicht gerechnet. Zwei Tage zuvor erst aus dem Höhentraining in Kenia zurückgekehrt, stieg die 28-Jährige am frühen Morgen des 2. Januar 2023 schon wieder in Berlin in den Flieger nach Südspanien, ins Trainingslager des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) in Monte Gordo.
Erst auf den letzten Drücker hatten Debbie und ihre Zwillingsschwester Rabea sich für den Start in Trier entschieden. “Haben wir denn überhaupt eine Chancen die Preisgeldränge zu laufen?”, fragte Debbie noch wenige Tage zuvor im Telefonat aus Kenia. Die Zwischenstation Trier hat sich gelohnt: Als Nachfolgerin der Corona-erkrankten Titelverteidigerin Katharina Steinruck holte sich Debbie die Siegprämie. Wieder eine Marathonläuferin ganz oben auf dem Podium in Trier. Zwillingsschwester Rabea wurde Elfte. Sie war mit einem Tape am lädierten linken Knie gelaufen – der Trierer Physiotherapeut Jinan Ashok hatte es fachmännisch geklebt.
Als Läuferinnen waren die Schöneborn-Zwillinge zuvor noch nicht in Trier gewesen. Als sie die Römerstadt als 15-Jährige besuchten, eiferten sie noch ihrer prominenten älteren Schwester Lena nach, die 2008 in Peking Olympiasiegerin im Modernen Fünfkampf geworden war. “2009 waren wir zur Abschlussfahrt der zehnten Klasse in der Jugendherberge”, erzählte Deborah im Gespräch mit Holger Teusch, dem Reporter des Trierischen Volksfreund. Die bekamen die beiden nun am 30. Dezember nach der Ankunft quasi auf dem Silbertablett serviert: während des Shuttle-Transports vom Hauptbahnhof zum Athletenhotel IBIS Styles. Als sie am Silvester-Vorabend dann die Mosel entlangliefen, erinnerten sie sich “an den wunderschönen Blick auf die Sandsteinfelsen”.
Nach Deborahs Sieg ist klar: Trier ist für die Schöneborn auch dieses Jahr eine Reise wert, spätestens zum nächsten Bitburger 0,0%-Silvesterlauf.