Ein Kracher im Moselstadion
Das Moselstadion wird am Freitag (9. September) wie schon 2021 Schauplatz einer Leichtathletik-Gala. Eine Handvoll hochkarätiger Laufwettbewerbe kündigte der veranstaltende Verein Silvesterlauf Trier an diesem Montag bei seiner Pressekonferenz im Hotel Holiday Inn Express an. Dort werden die Topathleten rund um das 21. SWT-Flutlichtmeeting beherbergt. Der internationale Teil beginnt am Freitag um 18.30 Uhr. Die Tageskasse am Moselstadion öffnet um 15 Uhr (Erwachsene 6 Euro, bis 16 Jahre 3 Euro). Ab 16 Uhr werden erstmals Trierer Schulstaffelmeisterschaften ausgetragen, um 17 Uhr beginnen die Nachwuchswettbewerbe.
Eine der spannenden Fragen ist, wer die Vorjahressiegerin Gesa Krause über 2000 Meter Hindernis beerbt. Favoritinnen sind die Kenianerin Virginia Nyambura und die EM-Vierte Alicija Konieczek aus Polen. Sie werden gejagt vom größten deutschen Talent, der Freiburgerin Jolanda Kallabis, die in diesem Jahr U20-Europameisterin geworden ist. Weltklasse trifft Talente: So lautet das Meeting-Motto. „Mit der Verpflichtung von Nyambura ist uns ein Coup gelungen“, sagt Meetingdirektor Berthold Mertes: „Wir holen sie direkt im Züricher Letzigrund ab, wo sie am Donnerstagabend beim Diamond-League-Finale als Tempomacherin engagiert ist.“ Die inzwischen 29 Jahre alte Siegerin der Olympischen Jugendspiele von 2010 zählt zur Creme de la Creme im Hindernislauf, feierte in ihrer Karriere drei Siege in der Leichtathletik-Königsklasse Diamond League – und ist mit einer persönlichen Bestzeit von 6:02,16 Minuten notiert.
Zum Vergleich: Krause gewann ihr Heimspiel über die selten gelaufene Distanz 2021 in Jahresweltbestzeit (6:10,91 Minuten) – in diese Richtung könnte es erneut gehen. Die Ausnahmeathletin vom Verein Silvesterlauf Trier will sich beim Sportfest ihres Heimatklubs erstmals seit der größten Enttäuschung ihrer Karriere wieder in der Öffentlichkeit zeigen. Bekanntlich hatte die zweimalige Europameisterin aus gesundheitlichen Gründen auf die Titelverteidigung bei der Münchner EM verzichten müssen. Die Überraschungs-EM-Zweite Lea Meyer vom ASV Köln wäre sehr gerne zum Saisonabschluss im Moselstadion gestartet, stürzte aber am Freitagabend beim Diamond-League-Meeting in Brüssel und erlitt eine schwere Fußverletzung.
Drei weiteren Wettbewerbe des Flutlichtmeetings erreichen ebenfalls internationales Niveau. Vor allem das 3000-Meter-Rennen der Männer: Hier treffen der deutsche Meister und Hallen-WM-Achte Max Thorwirth (SFD 75 Düsseldorf) sowie der 10.000-Meter-EM-Achte Nils Voigt (TV Wattenscheid) den Belgier Robin Hendrix auf Augenhöhe. Hendrix war 2018 Silvesterlauf-Dritter in Trier, 2019 passierte er als Vierter den Zielstrich. Der vom Kenianer Thomas Lotik seit 1993 gehaltene Moselstadion-Rekord von 8:05,08 Minuten dürfte nach dem Rennen Makulatur sein.
Über 10.000 Meter der Männer steht Samuel Fitwi im Blickpunkt. „In Trier zu laufen, ist für mich immer etwas ganz Besonderes“, sagt der 26 Jahre alte EM-Neunte am Montag bei der Pressekonferenz im Holiday Inn. Und: „Ich bin in der Region zu Hause – und egal ob Silvesterlauf oder Flutlichtmeeting: Ich werde in Trier immer ganz besonders angefeuert. Das motiviert sehr und deshalb freue ich mich auf Freitagabend.“ Seinen eigenen Meetingrekord von 29:29,52 Minuten aus dem Vorjahr möchte Fitwi quasi im Vorbeilaufen knacken – dabei muss er allerdings den 2021 in 30:13,09 zweitplatzierten Filmon Teklebrhan vom LAC Freiburg in Schach halten. Ein Weltrekordler ist auch im Rennen über die längste Bahndistanz, in dem nicht nur Leistungsgrenzen überwunden werden: Der Däne Alexander Nielsen ist Autist, er hat mehrere Titel auf Welt- und Europaebene gewonnen, den jüngsten gerade erst an diesem Sonntag. Seine Rekorde (3000 m in 8:50 Minuten, Halbmarathon in 1:08:39 Stunden) sind auch für hundertprozentig gesunde Menschen echte Spitzenleistungen.
Favoritin über 2000 Meter der Frauen ist die belgische 800-Meter-Meisterin Vanessa Scaunet, die eine Zeit um 5:40 Minuten anpeilt. Deutlich unter sechs Minuten sollten auch Eva Dieterich vom Laufteam Kassel und die 18-jährige Sofia Benfares, jüngere Schwester der 5000-Meter-EM-Elften Sara Benfares, laufen können. Der deutsche Rekord (5:34,53), den Konstanze Klosterhalfen im Vorjahr im Moselstadion aufstellte, dürfte unangetastet bleiben. Die 5000-Meter-Europameisterin vom TSV Bayer 04 Leverkusen hatte das SWT-Flutlichtmeeting auf dem Schirm, musste aber ihre Teilnahme in Trier ebenso absagen wie die beim Berliner Istaf.
Die besondere Mischung soll dem SWT-Flutlichtmeeting trotz der spitzensportlichen Aufwertung weiterhin seinen Charme geben. „Kaum irgendwo kommen die Kids so nah an ihre Idole, selten bieten sich Talenten diese Vergleichsmöglichkeiten mit den Stars“, sagt Hans Tilly, Vorstandssprecher des Vereins Silvesterlauf Trier. Meetingdirektor Berthold Mertes, der die Starterfelder zusammengestellt hat, legt Wert auf die Feststellung: „Wichtig ist uns, dass vor allem der Nachwuchs, aber auch die besten Sportler aus der Region in unserem Veranstaltungskonzept eine Rolle spielen. Zum Beispiel tritt ein Großteil der starken Läuferinnen vom LT Schweich ebenso über 10.000 Meter an wie Rebecca Bierbrauer aus unserem Verein.“ Für das Männerrennen über 25 Runden hat der sechsmalige deutsche Cross-Triathlonmeister Jens Roth von Tripost Trier sein Bahndebüt angekündigt.