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Gesa nach Finaleinzug emotional

Allen Grund zur Freude, wie auf diesem Archivbild im Trikot des Vereins Silvesterlauf Trier, hatte Gesa Krause nach ihrem Auftaktrennen bei der Leichtathletik-WM in Eugene/Oregon. In den Katakomben des Hayward Field Stadiums wurde die 29-Jährige aber zunächst von einem Weinkrampf überwältigt, bevor ihr die Freude über ihren knappen Einzug ins Finale über 3000 Meter Hindernis ins Gesicht geschrieben stand. Die Emotionen waren ein Spiegelbild der vielen Hindernisse, die Krause seit dem Herbst 2021 zu bewältigen hatte – und ihrer unglaublichen Willenskraft, niemals aufzugeben.

“Ich musste lange bangen, dass es reicht. Manchmal muss man auch Glück haben”, sagte die WM-Dritte von 2015 und 2019 um Fassung ringend im ARD-Interview. Nach ihrer Vorlaufzeit von 9:21,02 Minuten musste sie zittern, rückte aber noch auf den 15. und letzten Startplatz für das Medaillenrennen in der Nacht zum Donnerstag (4.45 Uhr MESZ). Zur nächstplatzierten Läuferin in der Gesamtabrechnung aller drei Vorläufe hatte sie nur einen Wimpernschlag-Vorsprung von acht Hundertstelsekunden.

Das Erreichen des sechsten WM-Finals in Folge seit 2011 ist ein großer Erfolg nach einigen harten Monaten, die für Gesa durch eine ganze Reihe von Verletzungen und Erkrankungen “nicht easy” gewesen sind. Mit Achillessehnenschmerzen war sie aus dem Olympia-Jahr 2021 gegangen und hatte zuletzt mehrere Erkältungen zu verkraften. Weshalb sie auch auf den Start im Silvesterlauf-Trikot bei den deutschen Meisterschaften verzichten musste. “Ich habe mich zurückgekämpft – nach Höhen und Tiefen im Trainingsprozess”, sagte die Olympia-Fünfte von Tokio.

Der Weg zurück sei sehr steinig und schwer gewesen, räumte Gesa ein: “Wenn man zehn Monate raus ist, fehlt Routine und Konstanz.” Am 17. September 2021 war sie im Trierer Moselstadion Weltjahresbestzeit über 2000 Meter Hindernis (6:10,91) gelaufen. Neuneinhalb Monate danach stand sie erst Anfang Juli 2022 kurz vor dem WM-Auftakt wieder am Start eines Rennens: am 3. Juli beim Diamond-League-Meeting in Stockholm. Der dortige achte Platz und die schwache Zeit von 9:44,44 Minuten nährten die Zweifel an der Fitness. Auch bei ihr selbst. Der WM-Vorlauf war mehr Last als Lust. “Es fehlte die Tempohärte, war aber ein gutes Training”, meinte Krause. “Da bekam man wieder gezeigt, dass Hindernislauf auch Schmerz bedeutet.”

Angesichts der Krankengeschichte und des persönlichen Hindernislaufs sei das Erreichen des WM-Endlaufes “ein Riesengewinn”, die Aussicht auf einen Medaillenplatz aber eher gering. “Natürlich fragt man sich, wenn man gerade nicht zu denen gehört, die um die Plätze eins, zwei und drei kämpfen, ob man so etwas auf sich nehmen muss”, sagte die zweimalige Europameisterin vom Verein Silvesterlauf Trier.

Aufgeben aber war für Gesa nie eine Option. Ebensowenig kommt ein Finalverzicht in Eugene wegen mangelnder Erfolgschancen in Frage. Es würde das Wesentliche des Leistungssports verloren gehen, “wenn man so erfolgsverwöhnt ist und nur noch auf Medaillen schaut”, sagte Krause. Sie will Vorbild sein: “Aufzugeben wäre ein schlechtes Signal an junge Menschen, die man für den Sport begeistern will.”

Die WM in Eugene ist für sie nach der Leidenszeit vor allem ein Härtetest auf dem Weg zur Heim-EM vom 15. bis 21. August in München. “Ich brauche die Rennen und versuche hier zu lernen, meine Fehler zu minimieren”, erklärte Krause. “Ich habe das große Ziel, dass ich in München in Topverfassung sein möchte”, sagte sie. “Es wird nicht wiederkommen, dass ich im eigenen Land eine weitere EM oder WM bestreiten darf.” Zum Abschluss der Saison visiert sie traditionell das 21. SWT-Flutlichtmeeting ihres Vereins Silvesterlauf Trier im Moselstadion an (Freitag, 9. September).

Spektakulär war der Auftritt von Lea Meyer im WM-Vorlauf, mit der Gesa im Vorbereitungstrainingslager im kalifornischen Santa Barbara ein Zimmer geteilt hatte. Bereits nach 400 Metern blieb die 24-Jährige vom ASV Köln an einem Hindernis hängen und stürzte kopfüber in den Wassergraben. Sie rappelte sich wieder auf und kam in 9:30,81 Minuten noch als Achte ins Ziel, konnte sich damit aber nicht für das Finale qualifizieren.