COUNTDOWN
000D 00H 00M 00S

Das Gute an 2021

Besonders bitter schmeckt die Absage des Trierer Silvesterlaufs beim Blick in die Welt. Ob Madrid, Bozen oder das große Vorbild in Sao Paulo: Die renommiertesten Rennen rund um den Erdball, mit denen der Bitburger-0,0%-Silvesterlauf seit Jahren meist in einem Atemzug genannt wird, sie fanden allesamt statt am letzten Tag des Jahres 2021. Obwohl die Corona-Inzidenzen überall dort höher liegen, teilweise sogar sehr deutlich. Doch die ab dem 28. Dezember in Rheinland-Pfalz vorgegebene Linie – kompromisslos null Zuschauer – ließ uns keine andere Wahl als die Absage. Vorsicht geht vor in deutschen Landen. Wahrscheinlich ist es besser so.

In London ist die Inzidenz 20-mal so hoch wie in Trier. Dennoch feiern 3000 Menschen in einer Halle bei der Darts-WM. Hierzulande dürfen sie nicht bei einem Sportereignis zuschauen. An der frischen Luft, wo sich an Geschäftstagen ebenso viele Menschen bewegen. Wir empfinden das als ungerecht, haben machtlos dagestanden – trotz eines bis ins Detail ausgearbeiteten Hygienekonzepts. Und obwohl wir uns im Gegensatz zu den meisten Veranstaltern nicht rausgehalten haben, sondern bereits im Juli öffentlich mit Nachdruck zum Impfen aufgerufen haben. Deutlicher jedenfalls als weite Teile der Politik, zu einer Zeit, als es noch weniger populär war, diese Haltung öffentlich zu artikulieren.

Nun müssen wir all das also verarbeiten – und dank der großen Solidarität unserer Sponsoren und Partner werden wir es auch wirtschaftlich verkraften. Unser Dank kann kaum deutlich genug betont werden. Ihre Verbundenheit zeigte auch eine unübersehbare Schar Hartnäckiger, die am Silvestertag auf der Traditionsstrecke ihre Runden durch die Altstadt drehte. Darunter Thomas Steil (Bild), der neben unserem Vereinsmitglied Jürgen Wolf als Einziger seit 1990 alle bisher 30 Läufe absolviert hat (macht 240 Silvesterlauf-Kilometer). Steil hatte sich sogar – in Anlehnung an den virtuellen Benefiz-Lauf zugunsten der Amokfahrtopfer im Vorjahr – die Startnummer 2021 selbst gestaltet.

In der gedruckten Ausgabe des Trierischen Volksfreunds vom 30. Dezember haben wir DANKE gesagt und unsere Haltung formuliert: WIR GEBEN NICHT AUF uns schauen mit Zuversicht auf das Jahr 2022. Bis zum 32. Bitburg-0,0%-Silvesterlauf in Trier am 31. Dezember 2022 ist es noch ein weiter Weg, auf dem wir viel vorhaben.

Bevor wir losrennen, erinnern wir uns noch einmal: an das Gute im Jahr 2021. Denn das gab es auch. Rückblickend haben wir trotz aller großen Probleme viel herausgeholt, auch wenn der finale Höhepunkt uns – unverschuldet – nun leider nicht geglückt ist. Mit Freude denken wir zurück an die Glanzlichter trotz Corona: an die begeisternde Frauenlauf-Premiere, den vom Lauftreff organisierten Flutopfer-Spendenlauf, das Firmenlauf-Comeback, die Weltklasseleistungen beim Flutlicht-Meeting im Moselstadion – und unser reges Vereinsleben: die schönen Lauftreff-Stunden auf dem Petrisberg, die Jugendfreizeit in Südfrankreich, das gemeinsame Olympia-Rudelgucken mit Platz fünf unserer Ausnahmeathletin Gesa Krause (ihr bestes Olympia-Ergebnis) und nicht zuletzt den Erfolg von Rebecca Bierbrauer (Einzel-Silber) und unseren U18-Mädels (Platz sechs in der Teamwertung) bei den deutschen Crossmeisterschaften.

All das bescherte uns mehrere Titelseiten-Aufmacher im Trierischen Volksfreund, besonders schön nach dem 1. Edith-Lücke-Frauenlauf mit dem grandiosen Zieleinlauf im Amphitheater und zum 20. SWT-Flutlichtmeeting, das als Sternstunde in die Trierer Leichtathletik-Geschichte eingegangen ist: mit einem deutschen Rekord durch Konstanze Klosterhalfen und einer Jahresweltbestzeit von Gesa Krause.

Einen Aufmacher im Sport hätten wir lieber weniger gehabt: den mit der Überschrift „Die Stimme des Silvesterlaufs verstummt“. Lasst uns „Poschi“ Wolf-Dieter Poschmann in bester Erinnerung behalten – ebenso wie die 2017 und 2018 verstorbenen Christoph Güntzer und Egbert „Eggi“ Ries!

Notiz am Rande: Einige Silvesterläufe außerhalb von Innenstädten fanden in Deutschland statt, u.a. in Saarbrücken und Köln.

Bonmot des fünfmaligen deutschen Meisters im Crossduathlon, Jens Roth von TriPost Trier, der den Silvesterlauf 2021 in Gummersbach gewann: „Wir haben in Trier den größten Silvesterlauf in Deutschland, an dem ich immer teilnehme. Da sind aber immer die Topläufer am Start und ich werde da höchstens Fünfzigster.“
Unsere Nachwuchshoffnung Rebecca Bierbrauer wurde zwei Wochen nach dem Gewinn der Silbermedaille bei den deutschen Crosslauf-Meisterschaften in Köln beim Silvesterlauf Dritte über 5 Kilometer.