Luxemburg schaut nach Trier
Am 31. Dezember schaut Sport-Luxemburg nach Trier. Das ist traditionell der Fall, denn das Abschneiden der Langstrecklerinnen und Langstreckler beim Bitburger-0,0%-Silvesterlauf stößt im Nachbarland stets auf großes Interesse. Diesmal wird es noch größer sein: Denn der 1500-Meter-Olympiafinalist, der die Erinnerungen an den großen Josy Barthel weckte, hat seinen Start auf dem Hauptmarkt angekündigt: Charles Grethen (Eurosport-Screenshot vom Finale in Tokio) .
Geht es um den Sport, dann muss man in Luxemburg die Feste feiern wie sie fallen. Und so zierte das Gesicht von Charles Grethen die Titelseiten im Großherzogtum, als der im August 2021 den Einzug in den Olympia-Endlauf von Tokio geschafft hatte. Luxemburg hat seither einen neuen Nationalhelden. Im Finale wurde Grethen Zwölfter über 1500 Meter. Schon seine Teilnahme markiert einen großen Moment in der Sportgeschichte des kleinen Landes.
Das Leitmedium Luxemburger Wort sprach von einer “echten Sensation”, L’est Republicain aus dem französischen Grenzgebiet attestierte Grethen eine “absolut unglaubliche Leistung”. Und sein “Gala-Auftritt” im Olympiastadion von Tokio war tatsächlich gleich in mehrfacher Hinsicht historisch: Grethen pulverisierte im Halbfinale in 3:32,86 Minuten den Landesrekord um gleich vier Sekunden und weckte in Luxemburg damit uralte goldene Erinnerungen.
Joseph “Josy” Barthel feierte 1952 in Helsinki den bis heute einzigen Olympiasieg des Landes, ebenfalls über 1500 Meter. Und wie damals bei Barthel hatte nun auch in Tokio kaum jemand den Luxemburger auf der Rechnung. Im Vorlauf und im Halbfinale schaffte es die Nummer 43 der Weltrangliste über die Zeit in die nächste Runde.
Vollkommen verausgabt freute sich Grethen nach dem Halbfinale nicht nur über seinen historischen Erfolg. “Nach dem Rennen wird mir oft übel und ich muss mich übergeben, dieses Mal ging es noch gerade so”, sagte er: “Das ist gut. Ansonsten wird es mit der Erholung schwieriger.”
2018 ist Charles Grethen schon einmal im Bitburger-0,0%-Lauf der Asse gestartet. Damals erreichte der Mittelstreckler beim Kräftemessen internationaler Spitzenläufer aller Distanzen auf Platz 24 das Ziel. Diesmal dürfte er deutlich weiter vorne landen. Favorit ist jedoch ein anderer Olympiafinalist: der Belgier Isaac Kimeli, der als Spezialist über 5000 und 10.000 Meter für die Trierer Distanz von 8 Kilometern die besseren Ausdauervoraussetzungen mitbringt und 2018 sowie 2019 auf dem Hauptmarkt triumphierte.
Dennoch gilt in Trier Ähnliches wie in Tokio: In seiner Vorschau auf das Finale schrieb das Luxemburger Wort realistisch, Olympisches Edelmetall für Grethen „wäre ein Wunder“. Allerdings müsse „träumen in solchen Momenten erlaubt sein”. Vielleicht wird es ja an Silvester in Trier etwas mit dem Podiumsplatz. Auch das finden selbst Weltklasseathleten traumhaft.