COUNTDOWN
000D 00H 00M 00S

Yannik Erz: Marathon in China

Der Marathon von Yannik Erz in Triers chinesischer Partnerstadt Xiamen liegt schon einige Wochen zurück (Foto: Chinese Athletic Association), das bloße Ergebnis von 2:29:50 Stunden (Platz 83) hatten wir auf der Homepage des Silvesterlauf-Vereins zeitnah kommuniziert. In der Printausgabe des Trierischen Volksfreund (TV) von diesem Donnerstag (20. Februar) berichtet der 29-Jährige vom Verein Silvesterlauf Trier im Rückblick ausführlich über die außergewöhnliche Erfahrung seines Marathons in China. Das unvergessliche Erlebnis von Erz hat Holger Teusch in der TV-Reportage wie folgt nachgezeichnet:

„Ich habe noch nie so viele Leute gesehen“, sagt Yannik Erz. Wenn der 29-Jährige von den Massen erzählt, die beim Marathon in Xiamen auf den Start warteten, ist er auch nach der Rückkehr von seiner mehrwöchigen Südostasienreise immer noch überwältigt. Das Rennen über 42,195 Kilometer in Triers chinesischer Partnerschaft wurde für Erz in mehrfacher Hinsicht zu einem einmaliges Erlebnis. Wegen der Läufermassen (in allen Wettbewerben starteten in Xiamen rund 35.000 Menschen), die man in Deutschland vom Berlin-Marathon kennt, aber auch, um die andere Kultur kennenzulernen.

„Einer meiner Professoren an der Hochschule Trier hat mich angesprochen“, erzählt Erz, wie sich für ihn und seine Freundin Leah Reiter Ende vergangenen Jahres die Gelegenheit zu der einmaligen Reise ergab. Dass der Maschinenbau-Student passionierter ist, ist bekannt. Und Triers chinesische Partnerstadt wollte wie bereits vor elf Jahren (damals starteten Dietmar Bier, Patrick Heim und Andreas Theobald) auch Trierer dabei haben. Erz nahm das Angebot, mit Unterstützung der Deutsch-Chinesische Gesellschaft, der Stadtverwaltung und seines Vereins Silvesterlauf Trier ins Reich der Mitte zu reisen, an

Es wurde eine Reise ins Ungewisse, aber auch zu vielen neuen Erfahrungen. Die Betreuung durch die Chinesen war hervorragend: „Wir hatten einen Chauffeur und eine Frau, die Deutsch studiert hat, hat sich um uns gekümmert“, erzählt Erz. Bei einem Abendessen mit Gästen aus anderen Partnerstädten Xiamens konnten  Kontakte zu Menschen aus Korea, Malaysia und Afrika austauschen.

Zu schaffen machte Erz die sieben Stunden Zeitverschiebung. Die Idee, extra drei Tage früher anzureisen, um sich anzupassen, erwies sich als Irrweg. „Im Nachhinein glaube ich, es wäre besser gewesen, erst einen Tag vor dem Marathon anzureisen“, sagt Erz. Denn als der Marathon um 7.30 Uhr Ortszeit, also kurz nach Mitternacht in Mitteleuropa, gestartet wurde, hatte der in Morscheid-Riedenburg lebende Läufer kaum geschlafen. „Ich musste vor dem Lauf noch ein bisschen was essen und bin um fünf Uhr Ortszeit aufgestanden“, erzählt er.

Dann ging es zum Start. Erz war wahrscheinlich schon etwas zu spät dran. Er musste sich durch viele Tausend Teilnehmer nach vorne kämpfen. Etwa 150 Meter vor der Startlinie kam er nicht mehr weiter. „Für den ersten Kilometer habe ich 3:55 Minuten gebraucht“, erzählt Erz. Klingt für Hobbyläufer flott, Erz’ liebäugelte jedoch mit einer Endzeit von 2:20 Stunden, was einem Kilometerschnitt von 3:20 Minuten bedeutet. Schon sein Slalom um die vielen langsameren Läufer kurz nach dem Start ließ dieses Ziel in weite Ferne rücken.

Dazu kam, dass seine Freundin ihn nicht mit seinen Spezialgetränken versorgen konnte. „Es war kein Durchkommen für Leah.“ Die gesamte Laufstrecke wurde von in wenigen Metern Abstand stehenden Polizisten abgesperrt. Für die Chinesen hat die Sicherheit höchste Priorität. „Ich habe Leah erst bei Kilometer 19 gesehen“, erzählt Erz. Seine eigene Trinkflasche bekam er aber auch da nicht zu fassen. Und das Getränk, das an den Verpflegungsstellen des Veranstalters gereicht wurde, vertrug Erz nicht. Magenprobleme waren die Folge.

Die Halbmarathonmarke passierte Erz trotzdem nach etwas mehr als 70 Minuten. Doch dann schlugen Jetlag und mangelnde Energiezufuhr richtig durch. „Ich glaube, für die letzten fünf Kilometer habe ich mehr als 21 Minuten gebraucht. Die letzten Kilometer waren sehr, sehr hart!“ Völlig ausgepowert kämpfte sich Erz nach 2:29:50 Stunden als 83. ins Ziel. Das ist für ihn nach seinem Marathondebüt vor drei Jahren in St. Wendel (2:34:26) zwar persönliche Bestzeit, aber es wäre mehr drin gewesen. „Ich habe richtig gut trainiert. In den letzten vier Wochen vor dem Marathon hatte ich im Schnitt 160 Kilometer“, erzählt der Trierer Student.

Umsonst soll sein Training aber trotzdem nicht gewesen sein. Beim Volksbank Trier Eifel-Flutlichtmeeting vergangenen September qualifizierte sich Erz für die Deutschen Meisterschaften über 10.000 Meter Anfang Mai in Hamburg. „Ein Traum wäre eine Zeit unter 30 Minuten“, sagt er. Und der Traum von einer Marathonzeit unter 2:20 Stunden? Den wird sich Erz womöglich nicht erfüllen können. In einigen Monaten schließt er sein Studium ab. Dann steht der Beruf im Fokus – und 160 Laufkilometer pro Woche sind nur noch schwer zu realisieren.