Gesa Krause: Logistik passt

Die Kulisse ist gewaltig, am Haken eines Hafenkrans baumelt wenige Meter entfernt hoch über den Köpfen ein Schiffscontainer. Gesa Krause ist zum Filmdreh auf dem Trierer Hafengelände. #HafenFan lautet der Titel der Kampagne, die mit dem prominenten Gesicht von Deutschlands Läuferin des Jahres 2024 wirbt. „Als Mutter und Hochleistungssportlerin weiß ich genau, wie wichtig gute Organisation und Planung sind, um stets pünktlich abliefern zu können. Das sind Werte, die auch am Hafen von großer Bedeutung sind“, sagt Krause. Der Trierer Hafen unterstützt die zweimalige Hindernislauf-Europameisterin und ihren Verein Silvesterlauf Trier, der im vergangenen Jahr in Paris mit drei Olympiateilnehmern vertreten war. Kein anderer deutscher Laufclub kam da ran.
Die Film- und Fotosession in Trier war Anlass genug, um im Hafen-Bürogebäude mit Gesa Krause über den Spagat zwischen Spitzensport und Familienleben zu sprechen. Tochter Lola wird Ende April zwei Jahre alt. „Hier und da geht es schon mal chaotisch bei uns zu. Das bleibt nicht aus, auch wenn ich jemand bin, der gerne Struktur im Alltag hat“, räumt die 32-Jährige ein, versichert aber: „Insgesamt schaffen wir es als Familie, das gut zu organisieren.“ Hafen-Geschäftsführer Volker Klassen ergänzt schmunzelnd: „Da haben wir schon die Brücke zur Logistik.“
Im Detail sieht das in der Familie Krause so aus: „Es ist halt nicht mehr so, dass ich einfach sagen kann: Das und das sind meine Termine, ich bin dann mal weg“, erklärt die Weltklasseathletin. Die Priorität: „Klar muss ich schauen, dass für die Kleine gesorgt ist. Das ist nicht immer einfach, aber man findet immer einen Weg. Es gilt, als Familie zu schauen, was sind meine Termine, was sind die von Robert. Wo brauchen wir Hilfen? Zunächst gegenseitig, und wann und wo brauchen wir die Unterstützung unserer Familien. Das ist das Standbein des Ganzen.“
Mittlerweile, so Krause, „sind wir so geschult, dass es oft sehr reibungslos läuft und manchmal muss ich aus Vernunft dann einfach Dinge absagen. Für das Kind, für die Familie, oder für meine eigene Gesundheit.“ Letztere wiederum ist die Grundlage ihrer sportlichen Ausnahmeleistungen. Nach ihrer Babypause war die deutsche Rekordlerin im 3000-Meter-Hindernislauf im Jahr 2024 herausragend in die Welt des Spitzensports zurückgekehrt.
„Das Training ist im Grunde der leichte Part“, findet die Silvesterläuferin, „weil zum Trainieren ist der Körper geschaffen, das geht auch nach einer Schwangerschaft. Es braucht nur Zeit und Geduld. Das ist im Grunde gar nicht schwierig, sondern das Drumherum, alles unter einen Hut zu bekommen und sich hier und da etwas Erholung zu gönnen. Das sind die Dinge, für die man gut strukturiert sein muss. Ohne das Team drumherum, da schließe ich alle ein, hätte das so nicht funktioniert“. Sie habe sich „zum Glück über viele Jahre einen tollen Stab von Freunden, Förderern und Sponsoren aufgebaut, die uns unter die Arme greifen“. Was wichtig sei, „weil mit der ganzen Familie ins Trainingslager zu reisen, ist auch teuer und muss finanziert werden“.
Inzwischen bereits im neunten Jahr unterstützt der Verein Silvesterlauf Trier die viermalige Olympiafinalistin. 2007 war sie als 15-Jährige erstmals bei der Traditionsveranstaltung auf dem Trierer Hauptmarkt gestartet. Der Hafen Trier ist seit Oktober 2023 Krauses Partner.
Volker Klassen unterstreicht die Bedeutung Krauses „als Multiplikator für die Hafen-Kampagne, mit der wir die Bekanntheit unseres Unternehmens und der Infrastruktur steigern, die wir hier betreiben“. Auch Olivia Gürth und Benjamin Dern als weitere Spitzenathleten des Silvesterlauf-Vereins seien hier zu nennen, weil sie ebenfalls „ihr Gesicht geben und die Werbetrommel für die Region und somit auch für unsere Infrastruktur rühren“. Das Trierer Beispiel macht Schule. Mit Stolz berichtet Klassen davon, dass die #HafenFan-Kampagne inzwischen deutschlandweit von insgesamt 20 deutschen Häfen von München bis Berlin ausgerollt werde, mit Blick – so Klassen – „auf die transport-Logistikmesse Anfang Juni in München, wo wir einen großen Auftritt auf dieser für Europa wichtigsten Transport- und Logistikmesse haben werden“.
Krause über Berlin: Schmerzhaft – auch körperlich
Nur drei Tage vor der Medienrunde im Trierer Hafen hatte Gesa Krause in Berlin ihre erste Straßenlaufsaison abgeschlossen. „Insgesamt bin ich damit sehr zufrieden“, sagt sie bilanzierend. Mit Fug und Recht, denn es stehen persönliche Bestzeiten auf allen Distanzen zu Buche: 15:26 Minuten über 5 km, 31:50 über 10 km und 69:45 im Halbmarathon. Krause räumt ein, dass sie sich zum Abschluss in der Hauptstadt am vergangenen Sonntag eine weitere Steigerung über die 21,0975-km-Distanz erhofft hatte und mit der 10-km-Zwischenzeit von 32:20 Minuten auch entsprechend schnell angegangen war: „Es sind 18 Sekunden, die mir gegenüber Den Haag fehlten. Das ist nicht viel und die Zeit von 70:03 Minuten ist auch nicht schlecht, aber mein Ziel war natürlich schon, die Bestzeit zu toppen.“ Wenn man auf den letzten Kilometern knapp eine Minute verliere: „Dann ist das schmerzhaft – auch körperlich.“
Die äußeren Bedingungen hatten ihre Aufgabe erschwert. „Bei Kilometer 15 stand ich alleine im Wind, habe mich bis 17 durchgekämpft“, schildert Krause die härteste Phase des Rennens: „Wenn man überholt wird, nicht mehr gegenhalten kann und es nicht mehr nur noch 100 Meter wie in einem Bahnrennen sind, sondern noch 4 Kilometer: Dann ist das brutal.“ In Erinnerung bleibe „ein bisschen ein bitteres Erlebnis, weil ich einfach blau war und nur noch versuchte, irgendwie ins Ziel zu kommen“. Sie habe die großartige Stimmung nicht so positiv wie erhofft wahrnehmen können, „weil ich hintenraus gestorben bin – so sagt man das im Läuferjargon“.
Das siebte WM-Finale im Visier
Umso mehr freut sich die Gesa Krause nun auf die Rückkehr zu ihren Wurzeln, dem Hindernislauf. Im Höhentraining in Boulder/USA möchte sie im Mai die Grundlagen schaffen mit Blick auf die Leichtathletik-Weltmeisterschaften, die 2025 relativ spät zwischen dem 13. und 21. September in Tokio anstehen. „Zum siebten Mal ein WM-Finale zu erreichen“, sagt die zweimalige WM-Dritte, „das wäre schon eine fantastische Geschichte“. Für sie persönlich, und für den deutschen Sport. Dem Thema Marathon nähert sie sich Schritt für Schritt: „Das ist ein Ziel, aber ich nehme mir die Freiheit, von Jahr zu Jahr zu entscheiden, wann es soweit ist.“
Nächstes Event ihres Vereins Silvesterlauf Trier ist der 11. Bitburger 0,0%-Firmenlauf, bei dem auch der Hafen Trier zu den Hauptsponsoren zählt. Zur größten Sportveranstaltung der Eifel-Mosel-Hunsrück-Saar-Region werden am Mittwoch, 28. Mai (Vorabend von Christi Himmelfahrt), 5.000 Teilnehmer erwartet. „Wir freuen uns schon riesig auf dieses Mega-Event“, sagt Silvesterlauf-Vorstandssprecher Hans Tilly. Und ergänzt: „Besonders schön, dass dann unser deutscher Marathonrekordler Samuel Fitwi da sein wird, um die Sieger zu ehren.“ Derweil wird dann Gesa Krause eine Grußbotschaft aus Boulder senden.


