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Endspurt statt Gladiatorenkampf

Laufsport statt Brot und Spiele in Trier: Wo vor 2000 Jahren zur Zeit der Römer blutrünstige Kämpfe das Volk begeisterten, liefen heute mehr als 400 Sportlerinnen ins Ziel des 1. Edith-Lücke-Frauenlaufs – inmitten des römischen Amphitheaters. Der Verein Silvesterlauf Trier hat das Spektakel in der ältesten Stadt Deutschlands organisiert – trotz erneut steigender Corona-Inzidenzen. Grundlage des Hygienekonzepts war die 3-G-Regel; und die erstaunliche Erkenntnis: Rund 95 Prozent der 519 angemeldeten Frauen gingen geimpft an den Start.

Am Start vor den römischen Kaiserthermen hatte sich das farbenfrohe Feld der Läuferinnen gesammelt, das komplett in den pinken Shirts des Titelsponsors EDITH LÜCKE angetreten war, einer der führenden Parfümerien Deutschlands. Schon vor dem Start war die Stimmung prächtig, mehrfach wogte eine La Ola von der Startlinie bis in die hinteren Reihen der Läuferinnen. In der ersten Startreihe hatten sich bereits zwei Nachwuchssportlerinnen der DJK Ochtendung positioniert, die später das Rennen über die amtlich vermessene 5-km-Distanz für sich entscheiden sollten. Die erst 18-jährige Hannah Geisen, Zwölfte der Jugend-DM über 3000 Meter, setzte sich in 19:43 Minuten durch. Zweite wurde ihre Klubkollegin Sandra Teller (19:46), rheinland-pfälzische Landesmeisterin über 1500 Meter. Erst im Spurt gechlagen und zeitgleich mit Teller auf Platz drei dann die beste einheimische „Gladiatorin”: Tine Hausmann aus Trier. Edith Lücke überreichte wertvolle Gutscheine, die Hauptsponsoren Birgit Steil, Nina Thonet und Silvia Günther farbenfrohe Blumensträuße.

Anderen ging es nicht um Sieg oder Platzierung. Wer den Lauf ohne Blick auf die Uhr genießen wollte, durfte den Zeitmesser-Chip weglassen – weshalb nicht alle gemeldeten Frauen in der Ergebnisliste erfasst sind. Vor allem war der erste Trierer Frauenlauf ein Genusslauf durch die große Vergangenheit Triers. Er führte vorbei an allen bedeutenden Bauwerken der Antike. Laufend sammelten die Teilnehmerinnen traumhafte Eindrücke von Kaiserthermen, Basilika, Porta Nigra, Dom und Liebfrauenkirche sowie vom mittelalterlichen Hauptmarkt, der jeweils am 31. Dezember Mittelpunkt des traditionellen Silvesterlaufs ist. Unterwegs grüßte auch die Karl-Marx-Statue die Teilnehmer.

Unvergesslich aber wird allen Finisherinnen der Zieleinlauf im Amphitheater bleiben – einer Arena, die zu Zeiten der Römer bis zu 20.000 Zuschauer gefasst hatte und wo die Wettkämpfe für die männlichen Protagonisten weniger friedlich und freudvoll verliefen als nun für die Teilnehmerinnen am 1. Edith-Lücke-Frauenlauf.