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Der erste Ruanda-Sieg rückt näher

2016 nahmen erstmals Athleten aus Ruanda am Trierer Silvesterlauf teil. Inzwischen standen sie bereits mehrfach an Silvestertagen auf dem Podium, Emeline “EMMI” Imanizabayo verpasste letztes Jahr im Sparkasse Trier-Elitelauf der Frauen den Sieg nur hauchdünn hinter der Belgierin Lisa Rooms. Das Duell über die 5-Kilometer-Distanz – gleich fünf Runden durch die Trierer Altstadt mit Start und Ziel auf dem Hauptmarkt – bahnt sich für den 31. Dezember 2024 erneut an (Start um 15 Uhr). Zudem wird eine ganze Reihe weiterer internationaler Topathletinnen im Rennen um die Podiumsplätze mitmischen, darunter die erst 17-jährige, hoch gewettete Äthiopierin Amare Kassie – und selbstverständlich die deutschen Asse um unsere local heroes Gesa Krause und Olivia Gürth. Die Besetzung (siehe Startliste) kommt nahe an die eines internationalen Meisterschaftsfinales, bloß dass von den 1500-Meter- bis zu den Langstrecken-Spezialistinnen Topkräfte aus allen Disziplinen vertreten sind.

Zurück zum Thema Ruanda und Silvesterlauf Trier: In einem an diesem Samstag im Trierischen Volksfreund veröffentlichten Interview spricht Sportreporter Holger Teusch mit John Peter Ndacyayisenga, dem Nationaltrainer von Rwanda Athletics, über die Bedeutung der über das Sportliche hinausgehenden Partnerschaft. Ein Auszug aus dem Gespräch, das in voller Länge in der gedruckten Zeitungsausgabe zu lesen ist:

Holger Teusch: Beim Silvesterlauf 2023 wurde Emeline Imanizabayo zeitgleich hinter der Belgierin Lisa Rooms Zweite beim Silvesterlauf. Beim Flutlichtmeeting diesen September siegte Emmanuel Mutabazi über 10.000 Meter vor dem deutschen Marathon-Rekordler Samuel Fitwi. Sehen wir diesmal an Silvester den ersten Ruanda-Sieg?

John Peter Ndacyayisenga: Die Leistung unserer ruandischen Athleten beim Silvesterlauf macht uns stolz. Der Erfolg von Emeline als Zweitplatzierte quasi zusammen mit Lisa Rooms im vergangenen Jahr war bemerkenswert. Ich habe keinen Zweifel, dass das Rennen diesmal genauso spannend wird. Durch den Schwung des Meetingrekords beim Flutlichtmeeting durch Emmanuel Mutabazi bin ich optimistisch, dass wir diesen Silvesterabend tatsächlich einen Sieg eines ruandischen Athleten erleben könnten. Unsere Läufer haben enorme Fortschritte gemacht, und ich glaube, ihre anhaltende harte Arbeit und ihr Engagement könnten uns einen historischen Sieg bescheren. Wir freuen uns alle auf ein spannendes Rennen!

Seit acht Jahren sind regelmäßig Läufer aus Ruanda beim Silvesterlauf in Trier mit dabei. Welche Bedeutung hat die Partnerschaft zwischen dem Silvesterlauf Trier und der Rwandan Athletic Federation für die Leichtathletik in Ruanda?
Ndacyayisenga: Sie ist für uns von enormer Bedeutung. Seit 2016 bietet diese Zusammenarbeit ruandischen Athleten nicht nur die Möglichkeit, ihr Talent auf internationaler Bühne zu zeigen, sondern fördert auch ein tieferes Gemeinschaftsgefühl und gemeinsame Ziele. Durch den Silvesterlauf sammeln unsere Athleten wertvolle Erfahrungen und werden motiviert, weiter an sich zu arbeiten und sich zu verbessern. Die Unterstützung des Silvesterlaufs Trier ermöglicht es unseren Athleten zu lernen, zu wachsen und innerhalb der internationalen Leichtathletikgemeinschaft Kontakte zu knüpfen.

Wie beurteilen sie die Entwicklung in den letzten zehn Jahren?
Ndacyayisenga: Im letzten Jahrzehnt hat die Leichtathletik in Ruanda ein bemerkenswertes Wachstum erlebt. Unsere Athleten haben zunehmend auf höherem Niveau an Wettkämpfen teilgenommen und einige Athleten haben sich auf der internationalen Bühne einen Namen gemacht. Wir haben nicht nur eine Verbesserung der Leistung, sondern auch der Struktur unserer nationalen Leichtathletikprogramme festgestellt. Der Fokus liegt zunehmend auf der Nachwuchsförderung. … Die positiven Auswirkungen unserer Partnerschaften, beispielsweise mit dem Silvesterlauf Trier, haben entscheidend dazu beigetragen, dass wir internationales Fachwissen einbringen und so unseren Athleten die Werkzeuge an die Hand geben konnten, die sie brauchen, um Höchstleistungen zu erbringen.

Außer Spitzenläufern kommen auch junge Nachwuchsathleten aus Ruanda seit 2019 nach Trier. Wie wichtig ist dieser sportlich-kulturelle Austausch für die jungen Sportler?
Ndacyayisenga: Für unsere Jugendlichen ist es eine Gelegenheit, nicht nur von erfahrenen Sportlern zu lernen, sondern auch eine andere Kultur und Umgebung kennenzulernen. Der Kontakt mit internationalen Trainingsmethoden, unterschiedlichen Rennbedingungen und die Möglichkeit, mit Sportlern unterschiedlicher Herkunft zu interagieren, erweitert ihren Horizont. Es motiviert sie, härter zu arbeiten und über ihr Potenzial nachzudenken. Gleichzeitig fördert der kulturelle Austausch Verständnis und Freundschaft und bereichert das Leben unserer jungen Sportler. Der Austausch ist entscheidend für die Entwicklung nicht nur ihrer sportlichen Fähigkeiten, sondern auch ihrer persönlichen Entwicklung.

Was hat es mit dem Projekt „Rise and Shine Academy“ auf sich und welchen Stellenwert nimmt Trier und der Verein Silvesterlauf Trier dabei ein?
Ndacyayisenga: Das Projekt „Rise and Shine Academy“ soll die Talente junger Sportler fördern und ihnen das Training, die Unterstützung und die Ressourcen bieten, die sie für eine erfolgreiche Sportkarriere benötigen. … Die Partnerschaft mit dem Silvesterlauf Trier ist ausschlaggebend für den Erfolg dieses Projekts. Diese Zusammenarbeit stellt sicher, dass die Sportler nicht nur auf der Laufbahn hervorragende Leistungen erbringen, sondern auch in ihrem persönlichen und akademischen Leben wachsen und so auf langfristigen Erfolg vorbereitet sind.


Info zur Partnerschaft des Vereins Silvesterlauf Trier mit dem naionalen Leichtathletik-Verband von Ruanda (Rwanda Athletics
)
Für Hans Tilly, Vorstandssprecher des Vereins Silvesterlauf Trier, ergab sich 2015 während eines Besuchs in Ruanda zufällig die Gelegenheit an einem Halbmarathon teilzunehmen. Nach dem Zieleinlauf im Nationalstadion von Kigali kam der ehemalige Leiter des Trierer Zentrums für Sozialpädiatrie und Frühförderung ins Gespräch mit verschiedenen Politikern und Sportfunktionären. Dabei entstand die Idee der Zusammenarbeit mit dem Verein Silvesterlauf Trier. Schon ein Jahr später nahmen erstmals Spitzenläufer aus Ruanda am Silvesterlauf teil. 2019 wurde der sportlich-kulturelle Jugendaustausch etabliert. Das seit diesem Jahr laufende Projekt „Rise and Shine Academy“ ist für Tilly eine Herzensangelegenheit. „Neben der sportlichen Förderung ist es das Ziel, die Jugendlichen zu befähigen, ihre eigene Zukunft bestmöglich zu gestalten und auch einen Mehrwert für ihre, oft in Armut lebenden Familien zu schaffen“, erklärt er. Finanziell wird dieses auf drei Jahre angelegte Projekt durch Landesmittel aus dem Etat des Ruanda Referates, dem Silvesterlauf Trier und ab 2025 durch die Antonia Ruut Stiftung, die sich dem Kampf gegen Armut und Ungleichheit verschrieben hat.

Rekordfreude: Claire Uwitonze verbesserte Anfang September 2024 beim von Weltklasse-Leistungen geprägten Volksbank Trier Eifel-Flutlichtmeting im Moselstadion als B-Lauf-Siegerin den ruandischen Rekord über 800 Meter. Nach dem Rennen strahlen John Peter Ndacyayisenga und Hans Tilly mit der 17-Jährigen um die Wette.
Emmanuel Mutabazi läuft beim Volksbank Trier Eifel-Flutlichtmeeting im Moselstadion dem Sieg über die 10.000-Meter-Distanz entgegen – vor local hero Samuel Fitwi, der inzwischen den deutschen Marathonrekord hält.
Gelebte Partnerschaft: Nationaltrainer John Peter Ndacyayisenga (rechts) gemeinsam mit Silvesterlauf-Sportvorstand Norbert Ruschel als Teilnehmer am NATUS-Volkslauf der Männer im Silvesterlauf-Jubiläumsjahr 2019.