COUNTDOWN: Zwei …

Vergangenes Jahr Anfang September war Gesa Krause genauso von sich sebst begeistert wie die mehr als 1.000 Zuschauer auf den Tribünen des Moselstadions. Ihre 800-Meter-Zeit von 2:00,98 Minuten zauberte der viermaligen Olympiafinalistin im 3000-m-Hindernislauf für den restlichen Abend des Vollsbank Trier Eifel-Flutlichtmeetings ein Dauerlächeln ins Gesicht. “Das bleibt als eines meiner schönsten Rennen in Erinnerung”, sagt sie auch jetzt noch.
An diesem Dienstag, 2. September, bei der 24. Trierer Flutlichtmeeting-Auflage ist die Ausgangslage für die Topathletin des Vereins Silvesterlauf Trier einerseits ähnlich: Über 1500 Meter möchte sie diesmal die Spezialistinnen ärgern – und im Idealfall ihre persönliche Bestzeit (4:06,71 Minuten) über die dreidreiviertel Stadionrunden steigern. Andererseits ist die Situation eine ganz andere: 2024 war sie kurz zuvor von den Olympischen Spielen in Paris nach Hause gekommen. 2025 steht der Saisonhöhepunkt unmittelbar zuvor. Zwei Tage nach dem Trier-Rennen stigt die 33-Jährige in den Flieger nach Tokio zu den Weltmeisterschaften. Diesmal geht es darum, den Speed aus Trier im Gepäck mitzunehmen.
Gesa Krause peilt ihre siebte WM-Finalteilnahme an. Eine solche Serie haben außer ihr nur äußerst wenige Leichtathleten weltweit geschafft – in Deutschland ist sie schon mit sechs Endläufen seit Osaka 2011 alleine auf weiter Flur. Bei ihrem Heimspiel im Moselstadion am Dienstag ist sie nicht die Favoritin. Aus dem erlesenen Starterinnen-Feld über 1500 Meter ragen die US-Amerikanerinnen Taryn Rawlings und Eleanor Fulton heraus. Rawlings gewann am 20. August das starke besetzte Mittelstrecken-Meeting in Pfungstadt in 4:04,04 Minuten, kommt also in Bestform. Fulton führt mit ihrem “Hausrekord” (4:03,03) die Setzliste an. Auch mit der über 5000 Meter für die WM nominierten Elena Burkard (Nordschwarzwald) ist zu rechnen. Sie steht als Silvesterlauf-Siegerin 2018 in den Annalen.
Für die Trierer ist Gesa Krause am Dienstag so oder so die Nummer eins – deshalb wird sie im Moselstadion auch die Startnummer 1 tragen… Los geht ihr Rennen am Dienstagabend, sobald das Flutlicht richtig hell erstrahlt, um 20.25 Uhr. Das internationale Programm des Meetings beginnt um 19.30 Uhr. Eintrittskarten gibt es online unter vereinsticket.de oder an der Abendkasse zum bescheidenen Eintrittspreis von 6 Euro (ermäßigte Tickets für 3 Euro). Das ist Weltklasse zum Sonderpreis.
Zum Einlesen zitieren wir hier in Auszügen den Beitrag von Holger Teusch in der Wochenendausgabe des Trierischen Volksfreunds:
Strahlend stand Gesa Krause am Donnerstagabend in der Mixed Zone des Züricher Letzigrund-Stadions. ZDF-Moderatorin Maral Bazargani interviewte die 33-Jährige. Dabei hatte Krause das 3000-Meter-Hindernis-Rennen nicht gewonnen, war nicht einmal ins Ziel gekommen. Beim Sieg von Faith Cherotich aus Kenia hatte sie vier Runden lang fürs Tempo gesorgt. Trotzdem war Krause glücklich. Nach ihrem verheerenden Sturz beim Diamond-League-Meeting in Oslo am 12. Juni mit der Diagnose Rippenbruch lief es erstmals wieder unter Wettkampfbedingungen gut über die Hindernisse für die viermalige Olympia-Finalistin. Mit „Gesa is back“ verabschiedete sie sich aus der Mixed Zone. Am Dienstag (2. September, ab 16 Uhr, internationales Programm ab 19.30 Uhr) ist Krause zurück im Trierer Moselstadion und bestreitet beim Volksbank Trier Eifel-Flutlichtmeeting ihr letztes Rennen vor der Weltmeisterschaft in Tokio.
Die etwas mehr als vier Runden im legendären Letzigrund waren für die zweimalige Europameisterin vom Verein Silvesterlauf Trier wichtig. „Nach Zürich weiß, ich, dass der Sturz ein Teil der Vergangenheit ist.“ Oslo ist abgehakt. „Es spielt mittlerweile keine Rolle mehr. Es war einfach so.“ Schicksal, wie es Krause nennt. Sie musste nach der Verletzung, die sie sich zuzog, als so mit voller Geschwindigkeit gegen ein Hindernis prallte, lernen, dass ihr Körper Zeit braucht. Einfach Zähne zusammenbeißen funktionierte nicht. Beim Meeting in Paris hakt Krause zwar die WM-Qualifikation ab, kurz darauf stieg sie beim Rennen in Eugene (USA) aber aus.
„Von Rippen merke ich nichts mehr. Auch nicht in Eugene“, erzählt sie. Der Sturz löste im empfindlichen Körper der Hochleistungssportlerin aber eine Kettenreaktion aus: „Ich habe mich von einem Problemchen zum nächsten gequält.“ DNF in der Ergebnisliste von Eugene war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachten. „Das war der Grund, dass wir gesagt haben: Wir gehen einen Schritt zurück!“ Erholung, Neuaufbau im Training, keine Wettkämpfe, während sich die Konkurrenz im Sommer auf Meetings tummelte, verschwand Krause von der Bildfläche.
Aber sie trainierte konzentriert. Rund 500 Lauf-Kilometer werden im August in der Höhe von St. Moritz in der Schweiz zusammenkommen, verriet Krause auf ihrem Social-Media-Kanal. Beim Diamond-League-Finale fürs Tempo zu sorgen, war für sie die einzige Möglichkeit, vor der WM noch einmal unter Wettkampfbedingungen über die Hindernisse zu laufen. „Es war gut, noch einmal das Procedere zu haben mit Aufwärmen, Callroom und so weiter“, erzählt sie. Auch wenn klar war, dass sie nach vier oder fünf Runden aus dem Rennen gehen würde, war es eine Drucksituation. „Aufgeregt ist man trotzdem. Man hat ja auch eine Verantwortung hat und ich wollte meine Sache gut machen.“ Das gelang Krause: Mit 2:56,97 Minuten erfüllte sie die Vorgabe (2:58) nahezu exakt. „Ich bin deutlich schneller angegangen, als sonst und habe vier Runden in einer absolut schnellen Zeit absolviert. Jetzt muss noch ein bisschen Erholung ran“, sagt sie mit Blick auf die Weltmeisterschaft in Tokio vom 13. bis 21. September.
Ihr letztes (und einziges) Vorbereitungsrennen bestreitet Krause am Dienstag (2. September) im Trierer Moselstadion über 1500 Meter. Als Tempomacherin in Zürich konnte sie nach vier Runden aus dem Rennen gehen, bevor es richtig weh tat. „In Trier heißt es all out und weiter, auch wenn es richtig weh tut, an die Grenze gehen und vielleicht auch darüber hinaus“, sagt sie und ergänzt: „Egal, was am Ende dabei herauskommt.“
Vielleicht sogar eine persönliche Bestzeit (4:06,71 Minuten)? „Über 1500 Meter ist das realistischer, als über 800 Meter“, sagt sie lachend. Über zwei Stadionrunden lief Krause beim Flutlichtmeeting vor einem Jahr mit 2:00,98 Minuten Hausrekord. „Ich weiß, dass man im Moselstadion schnell laufen kann. Aber für eine 1500-Meter-Bestzeit braucht man meist ein paar Rennen“, erklärt sie. Gesa Krause hofft, dass das Trierer Publikum sie und die anderen Athleten am Dienstag nach vorne pushen: „Berthold (Anmerkung: Meetingdirektor Berthold Mertes) hat es ja geschafft, starke Felder zusammenzustellen. Es wäre schön, wenn viele Zuschauer ins Moselstadion kommen!“
